In Genf werden die grundsätzlichen Fragen gestellt. Spielt Servette noch mit einem passenden System? Sind sich die Spieler ihres Platzes in der Mannschaft zu sicher? Hat Sportchef Philippe Senderos im Sommer die falschen Spieler geholt? Und vor allem: Ist Alain Geiger noch der Trainer, der die Grenats aus der Krise führen kann?
Seit acht Partien warten die Genfer wettbewerbsübergreifend auf einen Sieg, in diese Zeitspanne fällt auch die blamable 1:4-Niederlage im Achtelfinale des Schweizer Cups gegen Challenge-League-Klub Thun. In der Super League steht Servette bei fünf Niederlagen in Folge. Nach dem 0:6 gegen Meister YB gab es viermal ein 1:2. Folgt eine weitere, ist der eigene Negativrekord in der Super League aus der Saison 2012/2013 eingestellt. Damals stiegen die Servettiens ab.
Selbst als der FC Zürich vor der Länderspielpause vorab in der zweiten Halbzeit wenig überzeugend agierte, fanden die Genfer kein Mittel, daraus Profit zu schlagen. Klar, da war der Kopfball von Miroslav Stevanovic, der von der Latte zu 90 Prozent hinter die Torlinie prallte. Mit anderen Worten: Es fehlte wenig, und alles wäre vielleicht ganz anders gekommen. Es ist ein Narrativ, das in der Krise gerne bemüht wird, das aber schnell ins Floskelhafte kippen und eine gewisse Ratlosigkeit offenbaren kann.
Die Hoffnung auf Cognat
Geiger hat mit Servette auch in früheren Jahren schlechte Phasen durchgemacht, gerade im Herbst. Und er reagierte mit Umstellungen, liess einfacher, pragmatischer spielen, oder er stellte das System um, um sein Team wieder auf einen erfolgreicheren Weg zu führen. Doch diesmal scheinen die Möglichkeiten beschränkt. «Es ist schwierig, mit unserem kleinen Kader Dinge anders zu machen», sagt Geiger. Er glaube nicht, dass es nötig sei, das System anzupassen, denn schliesslich gebe dieses dem Team Zusammenhalt. «Wir müssen einfach das machen, was uns geholfen hat, die ersten drei Siege in dieser Saison einzufahren.»
Auch das klingt eher floskelhaft und wenig konkret, aber es spricht für die Führung um Präsident Pascal Besnard, hat sie bisher scheinbar die Ruhe bewahrt. Klar ist: Wäre Geiger etwas weiter östlich beim FC Sion, hätte er seinen Posten wohl längst räumen müssen.
Die Baisse Servettes korreliert auffällig mit der Verletzung von Timothé Cognat. Der Franzose musste am 21. September in der Partie gegen den FC Zürich (2:2) nach einer Viertelstunde ausgewechselt werden. Seither fehlt der Mittelfeldspieler mit einer Prellung im linken Fuss, und Servette hat nach einem 1:1 gegen Lausanne nur noch verloren.
Am Sonntag im Heimspiel gegen die Grasshoppers (16.30 Uhr) sollte der 23-Jährige nach genau zwei Monaten Absenz wieder einsatzfähig sein. Mit seinen drei Treffern ist Cognat immer noch der zweitbeste Torschütze im Team, hinter Kastriot Imeri (4), der vor einer Woche in der WM-Qualifikation gegen Italien (1:1) zu seinem Debüt in der Schweizer A-Nationalmannschaft kam.
Verstärkung im Winter
Das illustriert, dass die Genfer in den letzten Wochen nicht nur hinten anfällig agierten, sondern vorne primär harmlos waren. Grejohn Kyei, in der letzten Spielzeit mit zwölf Treffern bester Skorer bei Servette, hat auch erst dreimal getroffen. Deshalb will Senderos im Winter reagieren und einen Stürmer holen. Die bisherigen Verpflichtungen des Sportchef-Neulings David Douline, Ronny Rodelin und Dimitri Oberlin wussten (noch) nicht zu überzeugen. Will Servette nicht wie 2013 in den Abstiegsstrudel geraten, muss auch Senderos ein glückliches Händchen beweisen.
Lugano ist an der Spitzengruppe dran
Lugano schaut vor dem Duell mit dem FC Luzern (Sonntag, 16.30 Uhr) auf erfolgreiche Wochen zurück. Nachdem die Tessiner unter ihrem neuen Trainer Mattia Croci-Torti die Young Boys im Achtelfinal aus dem Cup geworfen haben, läuft es auch in der Liga rund. Dank zwei Siegen gegen die kriselnden Servette und Lausanne liegt Lugano nur noch zwei Punkte hinter Meister YB auf Rang 4. Auch die Luzerner zeigten zuletzt aufsteigende Tendenz, hatten sie doch seit der Niederlage in der ersten Begegnung mit Lugano nicht mehr verloren. Das 0:1 vor der Nationalmannschaftspause gegen Sion zeigte jedoch die Ernsthaftigkeit der Lage auf, schliesslich haben die Innerschweizer nur ein Polster von zwei Zählern aufs Tabellenende.
St. Galler Zuversicht ist wieder da
Um in St. Gallen die Leute zu begeistern, braucht es nicht viel. Noch vor ein paar Wochen wurden vereinzelt Stimmen laut, die sich fragten, wann es in der Ostschweiz wohl zu einer Trainerdiskussion kommen könnte. Die St. Galler verloren, machten bisweilen gar einen überforderten Eindruck wie beim 1:5 gegen Servette oder beim 2:5 gegen die Grasshoppers. Doch dann kam die Trendwende. Drei der letzten vier Partien hat der FCSG gewonnen und dabei die Grössen YB und Basel bezwungen. Das Tabellenende, zwischenzeitlich nur 2 Punkte entfernt, ist mittlerweile auf 7 Zähler distanziert, und wie es der Zufall will, kommt es am Sonntag (14.15 Uhr) zum Direktduell mit Lausanne. Die Zuversicht ist zurück. Es wurden bereits über 13'000 Tickets abgesetzt.