Auch sieben Monate nach seiner Ankündigung, zur anderen Borussia zu wechseln, ist die Wut der Gladbacher Fans noch nicht verraucht.
Vor dem wohl schwersten Gang seiner bisherigen Trainerkarriere wirkt Marco Rose erstaunlich gelassen. Auch die vielen Fragen nach seiner brisanten Rückkehr an die alte Wirkungsstätte in Mönchengladbach locken den Dortmunder Trainer nicht aus der Reserve. «Ich versuche, die Geschichten, die darum herum entstehen, für mich nicht aufkommen zu lassen. Damit fahre ich ganz gut. Ich konzentriere mich auf das Wesentliche», sagte Rose vor dem Duell am Samstag um 18.30 Uhr.
Doch bei aller Professionalität dürfte Rose die Partie mit einem mulmigen Gefühl angehen. Auf einen mehr als ungemütlichen Empfang bereitete ihn am Donnerstag auch sein bisheriger Weggefährte Max Eberl vor. «Der Fussballjargon ist manchmal auch unterste Schublade. Das wird man nicht gänzlich verhindern können», sagte der Sportchef der niederrheinischen Borussia. «Das Spiel Gladbach gegen Dortmund ist immer brisant. Jetzt hat es noch mehr Brisanz. Ich verstehe auch die Fans, die wahrscheinlich ihren Unmut zeigen wollen.»
Grössere Sicherheitsvorkehrungen als sonst soll es nicht geben. Eberl sieht auch keinen Anlass, im Vorfeld auf Fan-Vertretungen einzuwirken. «Es herrscht Meinungsfreiheit. Die werden wir auch nicht verbieten», sagte Eberl, der im Frühling an Rose festhielt, obwohl die Gladbacher nach dessen Ankündigung, zum BVB zu wechseln, sportlich abstürzten und den Europacup verpassten.
«Ich gehe von einem gellenden Pfeifkonzert und Schmährufen gegen ihn aus», sagte Michael Weigand von der Gladbacher Fanvertretung «Supporters Club» in der «Sport Bild». Mit deutlichen Worten verwies er auf die anhaltende Wut: «Wir Fans haben gemerkt, dass wir von ihm hinters Licht geführt und von ihm verarscht wurden.»
Anders als in der vergangenen Saison mit dem coronabedingten Zuschauerausschluss bietet sich den Fans diesmal die Gelegenheit, ihrem Ärger im Stadion Luft zu machen. Nach ihrer Einschätzung trug Roses Entscheid, von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch zu machen und Mitte Februar seinen Wechsel zum Saisonende Richtung Dortmund bekannt zu geben, massgeblich zur sportlichen Talfahrt bei.
Besonders übel nahmen es die Fans, dass Rose stets erklärt hatte, in Gladbach langfristig etwas aufbauen zu wollen. Erste Ansätze waren vielversprechend. In seinem Debüt-Jahr führte er Gladbach in die Champions League und später gar in den Achtelfinal des lukrativen Wettbewerbs. Die famosen Auftritte schürten den Traum vom ersten Titel seit dem Cupsieg 1995.