Während 31 Runden zeigten sich die Grasshoppers weitgehend humorlos. Der Zürcher Klub mit dem grössten Etat der zweiten Liga spielte seine Überlegenheit aus: wenn auch nicht immer spielerisch dann immerhin in Sachen Resultate. Acht bis neun von zehn möglichen Punkten verteilte Geschäftsführer und Sportchef Jimmy Berisha seinen Grasshoppers für diese Saison - das war vor drei Wochen. Seither ist beim Favoriten vieles passiert, zu viel für den Trainer João Carlos Pereira.
Nach drei Niederlagen in Folge zog GC vor Wochenfrist die Notbremse, entliess den Portugiesen und seine Crew. Und setzt fortan wieder auf Zoltan Kadar, den GC-Joker der letzten Jahre. Der 54-Jährige ist - mit zweijährigem Unterbruch - seit 2011 auf dem Campus in Niederhasli in verschiedenen Funktionen tätig, vergangenes Jahr bereits als Cheftrainer der ersten Mannschaft. Damals konnte Kadar nicht verhindern, dass die Zürcher im Schlussspurt Nerven zeigten und nach einem 0:6 gegen Winterthur am letzten Spieltag die Barrage verpassten.
Die Ausgangslage in diesem Jahr ist eine Andere. Selbst bei einer Niederlage zum Abschluss gegen Kriens sind die Aufstiegshoffnungen der Hoppers intakt. Wenn Thun in Wil nicht gewinnt, steht GC sogar bei der vierten Niederlage aus den letzten fünf Spielen als Challenge-League-Meister fest - ausser es verliert erneut mit sechs Toren Differenz. Im schlimmsten Fall droht der Gang in die Barrage. Und doch wird der Donnerstagabend im Letzigrund wieder zur Nervenprobe.
Die GC-Spieler werden also dort getestet, wo Kadar das grösste Potenzial ausmachte. «Die Spieler wirken ein wenig blockiert», sagte der Trainer gegenüber dem vereinseigenen Videoportal. Nehmen lassen dürften sie sich den direkten Aufstieg aber «auf keinen Fall mehr», schliesslich habe GC die gesamte Saison über an der Spitze gestanden.
Das jüngste Zürcher Nervenflattern beeinflusst derweil den Blick auf die Kampagnen der ärgsten Widersacher Thun und Aarau. Carlos Bernegger führte den Absteiger aus dem Berner Oberland nach missratenem Saisonstart unter Marc Schneider zum Turnaround, Thun arbeitete sich bis Saisonhälfte auf den Barrage-Platz vor und hielt diesen lange Zeit inne. Jeder Ausrutscher von Liga-Krösus GC trieb im Berner Oberland aber auch die Frage voran: Was wäre ohne den verpatzten Start möglich gewesen?
Ähnliches gilt für den FC Aarau, der unter Stephan Keller nach neun Runden auf dem zweitletzten Platz lag. Die Aargauer arbeiteten sich in der Tabelle kontinuierlich hoch, leisteten sich aber immer dann Aussetzer, wenn der Anschluss vermeintlich geschafft war. Zuletzt wahrte sich der Barrage-Teilnehmer von 2019 dank einem 3:1-Sieg gegen Thun die Chance auf den 2. Platz. Gegen Tabellennachbar Stade Lausanne-Ouchy braucht Aarau nun einen Sieg und schwache Nerven der Konkurrenz. Darauf hoffen aus dem Top-Trio allerdings alle.