NED – CZE

Tschechien macht Gouda aus den Oranjes

27.06.2021, 21:33 Uhr
· Online seit 27.06.2021, 05:35 Uhr
Für Niederlandes Fussballer wird es nichts mit dem zweiten EM-Titel nach jenem von 1988. Ab der 55. Minute zu zehnt spielend, verlieren sie den Achtelfinal in Budapest gegen Tschechien 0:2.
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Die wohl entscheidende Szene zehn Minuten nach der Pause beim Stand von 0:0 war ein anschauliches Beispiel dafür, dass der VAR sportliche Korrektheit und Gerechtigkeit ins Spiel bringen kann. Niederlandes Verteidiger Matthijs De Ligt krallte den Ball vor dem Strafraum im Fallen unter seinen Körper und verhinderte auf diese Weise, dass Patrik Schick allein aufs Tor ziehen konnte. Erst nach der Intervention des Videoassistenten erkannte der russische Schiedsrichter Sergej Karassew am Monitor das Notbremse-Hands. Weder De Ligt selbst noch seine Mitspieler lehnten sich gegen die Rote Karte auf. Sie wussten, dass der Entscheid richtig war.

Für die Niederländer war es umso ärgerlicher, als sie kurz vorher in Führung hätten gehen müssen. Der tschechische Goalie Tomas Vaclik, mit dem FC Basel ab 2014/15 dreimal in Folge Meister geworden, verhinderte den sicher scheinenden Rückstand, als er dem allein auf ihn ziehenden Stürmer Donyell Malen den Ball von den Füssen abluchste.

In Unterzahl konnten die jetzt komplett deroutierten Niederländer den Rückstand nur gut zehn Minuten vermeiden. Die Tschechen trafen nach einem Freistoss und einer Kopfball-Stafette. Die im internationalen Fussball wenig bekannten Protagonisten Tomas Kalas von Bristol und Torschütze Tomas Holes von Slavia Prag standen für die Namenlosigkeit der tschechischen Mannschaft im Vergleich zum Ensemble der niederländischen Stars. Holes bereitete nach 80 Minuten gegen die entblösste Niederländer Defensive auch das 2:0 des Goalgetters Patrick Schick vor.

Die Mannschaft von Trainer Frank De Boer hatte ganz offensichtlich eine frühe Führung angestrebt. Besonders in der ersten halben Stunde betrieben die Niederländer einen riesigen Aufwand. Möglicherweise verpuffte in der ersten Halbzeit die Kraft, die ihnen in der zweiten Halbzeit fehlte.

Tschechen nach dem Spiel überglücklich

Lange Zeit schienen nicht einmal die tschechischen Spieler selber an ihre Chance zu glauben, wie den Worten des nunmehr vierfachen EM-Torschützen Patrik Schick zu entnehmen ist: «Niemand hätte geglaubt, dass wir fähig sein würden, gegen eine Mannschaft wie die niederländische zu bestehen. Jetzt sind wir unglaublich glücklich.»

Schick, ab der neuen Saison bei Bayer Leverkusen ein Schützling von YB-Meistertrainer Gerardo Seoane, analysierte den überraschenden Ausgang so: «Wir sind vielleicht nicht so grosse Stars, wie es die Niederländer sind. Aber heute hatten wir einen formidablen Teamgeist. Wir haben um alles gekämpft, das hat den Unterschied ausgemacht. Die Wende im Match war die Rote Karte gegen De Ligt. Nachher war es für uns relativ einfach.»

Matthijs De Ligt, Verteidiger von Juventus Turin, war nach dem Match untröstlich. «Ich stolperte und musste die Hände brauchen. So kam es zu dem Hands. Ich fühle mich verantwortlich, und ich fühle mich nicht gut. Ich konnte sehen, wie unsere Spieler nachher gekämpft haben. Darauf bin ich stolz.»

veröffentlicht: 27. Juni 2021 05:35
aktualisiert: 27. Juni 2021 21:33
Quelle: sda / ArgoviaToday

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