Nach Abgängen

Droht dem HSC Suhr Aarau der Zerfall? Der Club bleibt gelassen

· Online seit 17.02.2022, 09:42 Uhr
Im Sommer die Abgänge des Präsidenten und des Geschäftsführers, Ende Saison nun die von Topscorer Manuel Zehnder oder Goalie Leonard Grazioli: Was ist beim HSC los? Wir haben nachgefragt.
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Als Aussenstehendem bereitet einem die laufende Saison des HSC Suhr Aarau ab und an Stirnrunzeln oder sogar Sorgenfalten. Der HSC trotzt zwar einigen Widerständen. Verletzungsbedingte Ausfälle wie der von Captain Tim Aufdenblatten oder dem Thrombose-geplagten João Ferraz oder der überraschend schnelle Abgang von Erfolgstrainer Misha Kaufmann in die zweite Bundesliga im Herbst konnten bisher einigermassen abgefedert werden. Mit Tabellenplatz 7 ist man weiter auf Playoff-Kurs. Am kommenden Samstag hat der HSC zudem im Europacup nach dem Auswärtssieg (27:23) gegen Karvinà den Einzug in den Viertelfinal in den eigenen Händen. Das Team zeigt dann und wann aber auch ein anderes Gesicht: Gegen den bis dahin punktelosen Aufsteiger Chênois Genf setzte es zum Rückrundenstart eine eher peinliche Niederlage.

Abgang um Abgang – kann der HSC das abfedern?

Hinzu kommen gewichtige Abgänge im Umfeld des Supercup-Siegers von 2020. Im Sommer verliess mit «Mister HSC» Lukas Wernli der Geschäftsführer den Club Richtung Meister Pfadi Winterthur, René Zehnder trat als langjähriger Präsident ab. Ein Nachfolger für ihn konnte bis heute nicht gefunden werden. Und auch im Team bahnt sich ein Umbruch an: Mit dem Ende der laufenden Saison verlassen Topscorer Manuel Zehnder und Goalie Leonard Grazioli den HSC in Richtung Bundesliga und das Eigengewächs am Kreis, Lukas Laube, geht zu Konkurrent GC Amicitia Zürich (wie letzten Sommer schon der beim HSC zum Leistungsträger gereifte David Poloz).

Gelassenheit, wo man hinhört

Droht dem Club also nun der Zerfall? Ist nach dieser Saison vorerst Schluss mit den grossen Erfolgen und der HSC dümpelt künftig im Niemandsland der Liga rum? Fragt man bei den Verantwortlichen nach, sieht man zwar die Baustellen, bleibt aber gelassen: «Klar, wir verlieren wichtige Männer», sagt zum Beispiel Sportchef Mike Conde. «Wir haben aber eine tolle Ausgangslage: Wir haben so viele junge Talente, die drücken und drücken. Seien wir ehrlich, wir sind der Talent-Lieferant der Schweiz!» Dass die Eigengewächse nun sogar den Schritt in die Bundesliga schaffen, sieht er als Zeichen der hervorragenden Arbeit, die der HSC Suhr Aarau insbesondere bei der Jugendarbeit macht. Und mit der Verpflichtung von Rudolf Faluvégi aus der ersten Liga Frankreichs ist durchaus auch Verstärkung hinzugekommen. Der 28-jährige Rückraumspieler hat 2018 mit Nantes den Champions-League-Final erreicht. Im besten Fall muss Goalie Grazioli ausserdem nicht ersetzt werden. Läuft alles gut, könnte der eigentliche Stammtorhüter Dragan Marjanac rechtzeitig auf die neue Saison wieder zum Team stossen. Derzeit kämpft er sich nach einem Hirnschlag im Mai in den Sport zurück. Das letzte Wort haben allerdings seine Ärzte, wie Mike Conde betont. Man gebe ihm die nötige Zeit zur vollständigen Genesung. Mit Jannis Scheidiger ist als zweitem Goalie ein weiteres HSC-Talent am Drücker.

Alle Ambitionen aufzugeben, kommt also nicht infrage. «Wir wollen weiter vorne mitmachen», gibt Conde den Tarif durch, «und trotz der Abgänge kann dieses Team vorne mitmachen.» Und schliesslich hat der HSC Suhr Aarau in den letzten Jahren immer mehr herausgeholt, als das Budget im Vergleich mit den anderen Clubs eigentlich hergibt. Das auch in der Corona-Zeit, die den Publikumsmagneten der Liga wegen der fehlenden Ticketeinnahmen finanziell gebeutelt hat.

Auch die personellen Veränderungen in der Vereinsführung sieht Conde gelassen. Trotz der vakanten Präsidentenstelle sei die Zusammenarbeit im Vorstand gut und man sei auch angesichts der Herausforderungen «relaxed».

Mit der aktuellen Kampagne im Europa-Cup – vergleichbar mit der Conference League im Fussball – macht sich der Club ausserdem auch international einen Namen. Möglicherweise ein Vorteil für Condes Kaderplanung bis Ende März, wenn es darum geht, den einen oder anderen Spieler zu kontaktieren.

Anpfiff zum Europacup-Heimspiel am Samstag ist um 19 Uhr. Infos und Tickets gibt's hier.

veröffentlicht: 17. Februar 2022 09:42
aktualisiert: 17. Februar 2022 09:42
Quelle: ArgoviaToday

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