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«Langweilig wird es mir garantiert nicht»: So verbringt Marco Odermatt den Sommer

14.07.2022, 11:27 Uhr
· Online seit 14.07.2022, 08:14 Uhr
Der Olympiasieger und Weltcupsieger ist bei Sponsoren gefragt. Der 24-Jährige will aber auch mit Kollegen Zeit verbringen und vor allem die Basis für zukünftige Erfolge legen.

Quelle: Luzerner Zeitung / Roman Loeffel

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Marco Odermatt ist der beste Skifahrer der Welt. Daneben will er auch ein guter Freund und Kollege sein, schreibt die «Aargauer Zeitung». Und seine Familie ist für ihn Mittelpunkt und Rückzugsort. Wie sieht das Leben des 24-Jährigen in den Sommermonaten aus, wenn abseits von Rennen und Reisen auch Sponsoren und Fans ein Stück des Überfliegers für sich beanspruchen?

Odermatt ist ein Meister der Planung. Das hört man immer wieder. Nur so gelingt es dem Gesamtweltcupsieger, die ihm heilige Zeit im privaten Umfeld zu verteidigen. Der Nidwaldner macht aber unmissverständlich klar, dass er auch in der Ferienzeit in erster Linie ein hart trainierender Spitzensportler ist.

Neben den täglichen Konditions- und Krafttrainings absolvieren die Skicracks im Juli bereits wieder die ersten Schwünge auf Gletscherschnee in Zermatt und Saas Fee. In der zweiten Augusthälfte geht es für Marco Odermatt dann erstmals in seiner Karriere nach Südamerika zum Abfahrtstraining. Auf diesen Trip nach Chile freut er sich. «Diese Abwechslung tut im Trainingsalltag gut», sagt er.

Marco Odermatt, Sie sind ein gefragter Mann. Je grösser Ihr Erfolg, desto stärker die Nachfrage. Das bringt Verpflichtungen mit sich. Würden Sie an lauen Sommerabenden nicht lieber mit Kollegen am See sitzen?

Ja, natürlich. Aber solche Sponsorenanlässe gehören nun mal zu meinem Beruf. Genau so wie ein Maurer auch bei Sonnenschein und 35 Grad auf dem Bau arbeitet und nicht am See liegt. Klar fahre ich nicht Ski wegen diesen Events. Wenn ich mit dem Sport ein wenig Geld verdienen will, dann sind sie jedoch Teil meines Alltags.

Wie organisieren Sie sich, damit auch im Status als Sportstar beides Platz hat?

Die Zeit mit Familie und Kollegen ist mir wichtig. Deshalb muss ich gut organisiert und vor allem effizient sein. Planung ist wichtig. So wie auch heute bringe ich die Verpflichtungen meistens gut unter einen Hut. Ich konnte heute meine zwei Trainingseinheiten absolvieren, habe über Mittag die Familie gesehen und bin jetzt am Abend halt nur zwei Stunden beim Sponsor und nicht vier oder fünf. Wenn möglich verbinde ich jeweils sogar zwei oder drei solcher Anlässe.

Die Planung übernehmen Sie selbst?

Das übernimmt in den meisten Fällen mein Manager Michael.

Ihr Manager Michael Schiendorfer schwärmt allerdings über Ihr Organisationstalent!

Letztlich ist es ein gutes Zusammenspiel. Meine Agenda führe ich sehr exakt. Ich teile mit, wann ich Zeit habe und er versucht, möglichst viel kompakt zu verpacken. Ich schaue, dass es nicht mehr als zwei solcher Anlässe pro Woche sind. Denn diese Abende kosten durchaus Substanz. Man isst nicht richtig, verlässt den gewohnten Rhythmus. Darunter könnte bei ungenügender Planung das Training leiden und das darf nicht sein!

Autogrammstunden wie aktuell bei Longines sind berufliches Pflichtprogramm. Sorgen solche aussersportliche Tätigkeiten bisweilen trotzdem auch für emotionale Momente?

Man erlebt viel dank den Sponsoren. Am Sonntag war ich mit einem Sponsor beim Rigi-Schwinget. In der Woche zuvor habe ich auf dem Titlis in der «Space-Camp»-Kammer übernachten. Das waren coole, nicht alltägliche Erlebnisse.

Und der Kontakt mit den Fans, den Sie auch heute offensichtlich genossen haben und die Sie sogar mit Schokolade und anderem beschenken?

An Autogrammstunden freue ich mich über die Kinder, über das Leuchten in ihren Augen. Für sie nehme ich mir sehr gerne Zeit.

Eine emotionale Sache fand am Mittwoch an einem Skilift statt. Was genau und wieso ist das für Sie emotional?

Ich wurde von meinem Skiclub Hergiswil als Ehrensportler ausgezeichnet – eine solche Auszeichnung gab es vorher nicht (lacht). Als Zeichen habe ich einen goldenen Bügel sowie eine Ehrentafel am Dorflift im Langmattli erhalten. Es ist eine coole Sache, die mich sehr gefreut hat. Ich habe früher, wenn es Schnee hatte, dort ab und zu trainiert. Und ich erinnere mich daran, dass ich vor zwei Jahren am Tag nach Kitzbühel beim Langmattli-Skilift abends mit dem Snowboard unterwegs war.

Stichwort Skilift: Die Grundlagen für den Erfolg im Winter werden im Sommer geschaffen. Wie sieht denn Ihr Trainingsprogramm in einem Ferienmonat wie Juli aus?

An Ferien erinnert wenig. Es ist häufig ein normaler Arbeitstag von 8 bis 5 mit zwei Trainingseinheiten und dazu die erwähnten ein bis zwei Sponsorenanlässe pro Woche. Dazu kommen noch Mentaltrainings sowie private Dinge. Vergangene Woche stand ich auf dem Gletscher in Zermatt erstmals wieder auf den Ski. In der kommenden Woche gibt es nochmals eine Trainingswoche auf Schnee.

Was sonst gehört noch zum Sommerprogramm von Marco Odermatt?

Schon auch die lockere Zeit. Man hat diesen Erfolgsdruck vom Winter nicht. Klar arbeite ich auch im Sommer hart, aber man schläft meistens zuhause im eigenen Bett und hat abends Zeit, um auch mal auf oder an den See zu gehen, eine Bergtour zu machen oder mit Freunden zu grillieren. Langweilig wird es mir garantiert nicht.

Ihre Lieblingsbeschäftigung im Sommer?

Alles, was mit Sport zusammenhängt. Ich gehe in der Freizeit gerne golfen oder spiele Tennis. Ab und zu ist es auch klettern oder Kanu fahren. Die Kombination Natur und Bewegung.

(Rainer Sommerhalder)

veröffentlicht: 14. Juli 2022 08:14
aktualisiert: 14. Juli 2022 11:27
Quelle: Aargauer Zeitung

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