Die Bedingungen waren aufgrund der kühlen Temperaturen und der nassen Bahn alles andere als optimal, dennoch hatte sich Kambundji eine bessere Zeit erhofft. «Ich fühlte mich ziemlich gut beim Aufwärmen», sagt die 29-jährige Bernerin. Der Start gelang ihr dann aber nicht wie erhofft, und auch mit der Beschleunigung war sie nicht zufrieden. «Ich stand ziemlich rasch auf», bemängelte Kambundji.
All dies hatte zur Folge, dass sie nicht genügend Geschwindigkeit aufbauen konnte und gegen die 32-jährige Ivorerin Marie-Josée Ta Lou (11,09), die WM-Zweite von 2017 und WM-Dritte von 2019, chancenlos war. Dagegen liess Kambundji die Niederländerin Dafne Schippers (11,41), die lediglich Vierte wurde, deutlich hinter sich. Dazwischen klassierte sich die Amerikanerin Kayla White (11,31).
Nichtsdestotrotz stimmt der Fahrplan von Kambundji im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Tokio, das unterstrich sie am Freitag an den Schweizer Meisterschaften in Langenthal, an denen sie trotz eines Stolperers nach dem Start in 11,05 Sekunden siegte. «Ich fühle mich wirklich gut», führt Kambundji aus. Ihr nächstes Rennen bestreitet sie am kommenden Dienstag im ungarischen Szekesfehervar. Dann startet sie über 200 m. Ob sie am 9. Juli auch noch am Diamond-League-Meeting in Monaco läuft, ist sie noch nicht sicher.
Wilson mit aufsteigender Tendenz
Zum Abschluss des Abends unterstrich Alex Wilson, dass er nach einer Wettkampfpause wegen Rückenbeschwerden langsam aber sicher Fahrt aufnimmt. Wie schon an den Schweizer Meisterschaften lief er auch auf der Allmend über 100 und 200 m. Über die halbe Bahnrunde, seiner Paradestrecke, auf der er 2018 EM-Bronze geholt hat, siegte er in 20,64 Sekunden vor dem Südafrikaner Thando Dlodlo (20,74).
«Ich bin froh, dass es aufwärts geht», gibt Wilson zu Protokoll. «Ich bin nicht langsam, ich brauche einfach Wettkämpfe. Dass ich in einem solchen Feld gewonnen habe, sagt alles. Ich freue mich auf die weitere Saison.» Über 100 m hatte er zuvor in 10,38 Sekunden hinter den Südafrikanern Akani Simbine (10,11) und Dlodlo (10,20) den 3. Platz belegt.
Für einen weiteren Schweizer Sieg zeichnete Kambundjis Schwester Ditaji über 100 m Hürden verantwortlich. Die 19-Jährige setzte sich in 13,11 Sekunden vor der Irin Sarah Lavin (13,16) durch. Platz 2 belegte Lore Hoffmann über 800 m. Mit 2:00,38 Minuten wurde die 24-Jährige einzig von der Deutschen Christina Hering (2:00,04) bezwungen.
Vetter mit sagenhafter Serie
Der deutsche Speerwerfer Johannes Vetter übertraf im siebenten Wettkampf in Folge die 90-m-Marke. Eine solche Serie war zuvor noch niemandem gelungen. Dabei warf der Weltmeister von 2017 nur dreimal - im zweiten Versuch kam er auf 92,14 m, im dritten auf 91,39. Vetter wird an den Olympischen Spielen als klarer Favorit antreten.
Ein weiteres Highlight war das Rennen über 5000 m der Männer. Der Ugander Jakob Kiplimo entschied mit 12:55,60 Minuten das packende Duell gegen den Kenianer Daniel Simiyu (12:55,88) für sich. Julien Wanders beendete das Rennen in 13:57,61 Minuten im 14. Rang. Über 400 m war der Südafrikaner Wayde van Niekerk (44,87), der Olympiasieger von 2016, wie erwartet eine Klasse für sich.