WM in Katar

Panini-Bildli sind so unbeliebt wie an keiner WM zuvor

· Online seit 09.11.2022, 13:09 Uhr
An der WM sind Fussball-Fans normalerweise im Panini-Fieber. Doch diesmal rechnen Anbieter schon jetzt mit einem schlechten Geschäft.
Anzeige

Für Panini ist die Fussball-Weltmeisterschaft, die in knapp zehn Tagen in Katar startet, schon jetzt ein Frust-Geschäft. Im Vergleich mit früheren Tournieren erwartet der Sammelbild-Hersteller ein deutlich schlechteres Geschäft. «Wir haben unsere Verkaufserwartungen gegenüber den vorherigen WM-Turnieren schon im Vorfeld nach unten angepasst», sagte Hermann Paul, Geschäftsführer von Panini Deutschland. Grund sei vor allem der späte Zeitpunkt des Turniers.

«Wir wussten bereits im Voraus, dass die WM im Spätherbst stattfindet, zu einer hierzulande recht ungemütlichen Jahreszeit», sagte Paul. «Also ohne Grillfeste, ohne gemütliches Public Viewing. Und dann finden in diesem engen zeitlichen Umfeld ja auch noch weitere Wettbewerbe statt.»

«Merke nichts von einer WM-Euphorie»

Schweizer Kiosk-Betreiber bestätigten kürzlich das schlechte Geschäft mit den Fussball-Bildli. «Heutzutage verkaufe ich etwa zehn Päckchen Panini-Bildchen pro Tag, vielleicht auch mal fünfzehn», sagte der Zürcher Kioskbetreiber Joe Bürli. Aber es gebe auch Tage, an denen er überhaupt nichts verkaufe.

Den Grund für den massiven Einbruch bei den Verkaufszahlen sah er nicht nur in den Grossverteilern, welche die Sticker auch anbieten. «Ich merke nichts von einer WM-Euphorie», sagte Bürli. Er vermutete, dass es an den Temperaturen liege, die im Vergleich zu einer Sommer-WM wenig Vorfreude aufkommen liessen.

Eine kurze Strassenumfrage zeigte, dass sich die Vorfreude auf das grosse Fussballereignis im arabischen Emirat in Grenzen hält. «Man freut sich nicht auf die WM, da diese von etlichen Skandalen überschattet wird», sagte etwa ein Passant. Man könne es gar nicht richtig geniessen, weil man bei jedem Spiel vor Augen habe, wie viele Menschen für das Stadion gestorben seien.

Quelle: ZüriToday / Tobias Matsch / Silja Hänggi

Überschattet von Skandalen

Der WM-Gastgeber Katar steht seit Monaten fast permanent in der Kritik. Immer wieder kam es zu Boykott-Aufrufen. Grund dafür sind nicht nur die Korruptionsvorwürfe bei der Vergabe des Turniers. Für grosses Entsetzen sorgen auch die unmenschlichen Arbeitsbedingungen beim Bau des WM-Stadiums. Über 15'000 Arbeitsmigrantinnen und -migranten kamen dabei gemäss Menschenrechtsorganisationen zu Tode.

An Sympathie hat der Austragungsort zudem wegen der Gesetze gegen Homosexuelle und der Benachteiligung der Frauen verloren. Dazu kommen die fragile Pressefreiheit oder das für viele unzureichende ökologische Verantwortungsbewusstsein. Vor einigen Wochen wurde ausserdem bekannt, dass Katar in Zürich jahrelang WM-Kritiker bespitzeln liess. Dies in der Angst, die WM könnte Katar entzogen werden.

(bza/sda)

veröffentlicht: 9. November 2022 13:09
aktualisiert: 9. November 2022 13:09
Quelle: Today-Zentralredaktion

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch