«Ja, ich bin bereit», sagt Ilaria Renggli. Man hört es: Sie ist froh, dass nun endlich die WM ansteht, die Pause seit dem letzten internationalen Wettkampf im Oktober in Perth ist lang gewesen. «Seither haben wir den Fokus auf die WM gelegt. Es war eine ziemlich strenge und lange Vorbereitung», sagt die junge Aargauerin.
Zusammen mit Cynthia Mathez, Luca Olgiati, er ist ebenfalls Aargauer, und Marc Elmer bildet Ilaria Renggli das Team von Nationaltrainer Marc Lutz, welches in Pattaya um WM-Meriten und Punkte für die Paralympics-Qualifikation kämpft. Die WM bildet den letzten Qualifikationswettkampf für Paris, in Pattaya werden doppelt so viele Punkte vergeben.
Für Renggli und Mathez kein Grund zu exzessiver Nervosität: Sie belegen im Doppel-Qualifikationsranking Platz 2, die Top 6 sichern sich ein Ticket für Paris – und dürfen dann auch im Einzel antreten. Wenn sich nicht alles gegen die beiden Schweizerinnen verschwört, sind sie an der Seine dabei.
Diese Ausgangslage nimmt etwas Druck weg und Renggli redet denn auch von einer «wichtigen Standortbestimmung» hinsichtlich der Paralympics. Dies ist es vor allem auch, weil alle asiatischen Topteams am Start sein werden – im Gegensatz zur Zeit von Covid.
Blutung im Rücken führte zur Paraplegie
Sport war für Ilaria Renggli schon immer wichtig, in der Jugend war sie eine erfolgreiche Kunstturnerin. Als eine Blutung im Rücken nach einer Komplikation bei einem Eingriff zur Paraplegie führte, suchte sie eine sportliche Alternative – und kam nach einem Gespräch mit der langjährigen Spitzenspielerin Karin Suter-Erath zum Rollstuhl-Badminton.
Von Liebe auf den ersten Blick konnte nicht die Rede sein. Ilaria Renggli war kein Balltalent, hatte kaum je etwas mit Ball- oder Rückschlagsportarten zu tun gehabt. «Am Anfang war es ganz schlimm», erinnert sich die Aargauerin an die ersten Trainings und lacht. Aufgrund ihrer Turnvergangenheit brachte sie aber andere Fähigkeiten mit: ein ausgeprägtes Körpergefühl und vor allem eine schnelle Auffassungsgabe.
Und so stellten sich trotzdem rasch Fortschritte ein. «Bei den koordinativen Übungen dauerte es bei mir aber definitiv länger als bei anderen», sagt sie. Ihr Einstieg fiel mitten in die Coronazeit, die wettkampflose Zeit war für sie kein Nachteil. «Im Gegenteil. Das hat mir geholfen. So hatte ich praktisch zwei Jahre reines Training.»
Vollprofi seit der Spitzensport-RS
Puncto Spielweise ist Ilaria Renggli das, was man im Tennis anerkennend als «Ballmaschine» bezeichnen würde. Sie gibt keinen Shuttle verloren und bringt fast jeden zurück. Durch diese Qualitäten lässt sich auch bereits erahnen, woran sie noch arbeiten muss: «Ich will künftig vermehrt die Initiative ergreifen und offensiver spielen.»
Seit der Spitzensport-RS ist sie Vollprofi – und hat dadurch noch einmal einen Leistungssprung gemacht. Sie kann häufiger trainieren, die Einheiten sind intensiver und auch vielfältiger, beispielsweise wird nun regelmässig gezielt mit Videoanalysen gearbeitet. «Der Hauptpunkt ist aber die Regeneration, und dadurch bin ich in den Einheiten konzentrierter.» Die Freizeit verbringt sie gerne draussen, mit Kochen und Backen oder mit Freunden und Familie – «gerne auch mit solchen Leuten, die nichts mit Sport zu tun haben.»
Bei ihrer WM-Premiere im November 2022 hatte sich Ilaria Renggli zweimal die Bronzemedaille umhängen lassen. Das heisst nun aber nicht, dass sie deswegen die Ziele für Pattaya noch höhersteckt - eben vor allem, weil nun die komplette Weltspitze am Start ist. «Es wird schwieriger als vor zwei Jahren. Das Ziel sind die Viertelfinals, wenn es top läuft, ist aber auch eine Medaille möglich.»
Das noch grössere Ziel, es folgt dann in sechs Monaten in Paris mit der Paralympics-Premiere. Es soll nicht die Dernière sein. «Ich bin noch jung, in Los Angeles 2028 wäre ich gerne dabei.»
(red./sda)