«Wir erwarten von uns selber, dass wir weiterkommen und sind sicher nicht zufrieden mit der Qualifikation für den Viertelfinal», bringt es Christoph Bertschy auf den Punkt. Der Lausanner Stürmer kommt in Riga nicht wie im Verein gewohnt als Flügel zum Einsatz, sondern als Center und erfüllt diese Aufgabe nicht nur wegen der je drei Tore und Assists bisher mit Bravour.
Bertschys Linienpartner Tristan Scherwey, ein Energiespieler par excellence, sagte zur hohen Erwartungshaltung gegen Deutschland: «Du kannst den Druck als negativ empfinden oder es als richtige Herausforderung sehen und mit dem Bild ins Spiel gehen, wie geil es ist, gegen eine solche Nation zu gewinnen. Ich bin überzeugt, dass wir mit dieser Einstellung in die Partie gehen werden.»
Einig sind sich alle, dass Deutschland ein sehr hartnäckiger Gegner sein wird. Die DEB-Auswahl wird versuchen, die spielerisch überlegenen Schweizer zum dritten Mal in Serie in einem K.o.-Spiel vom Eis zu arbeiten. Als die beiden Teams vor elf Jahren in Mannheim zum letzten Mal an einer WM im Viertelfinal aufeinandertrafen, war die Ausgangslage gleich. Auch da gingen die Eisgenossen nach Siegen gegen Kanada (4:1) und Tschechien (3:2) als Favorit in die Partie - und verloren 0:1. Im Achtelfinal an den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang gewannen ebenfalls die Deutschen (2:1 n.V.).
Patrick Fischer, der schon vor drei Jahren Nationaltrainer war, will dennoch nichts von einer Revanche wissen. «Das ist schon lange her. Damals war das Hauptproblem nicht Deutschland, sondern wir selber. Nun ist es eine andere Geschichte mit einem anderen Team.» Fischer freut sich enorm auf das Duell gegen «unseren sportlichen Rivalen. Es ist immer speziell, gegen sie zu spielen.»
Die Deutschen gewannen in der Vorrunde vier von sieben Partien und bezwangen unter anderen Kanada (3:1). Gegen die beiden Topteams der Gruppe B, die USA (0:2) und Finnland (1:2), verloren sie zwar, liessen aber jeweils nur zwei Gegentreffer zu. Das entscheidende Spiel um den Einzug in die K.o.-Runde am Dienstagabend gegen Gastgeber Lettland entschieden sie 2:1 zu ihren Gunsten. Die Resultate unterstreichen, wie schwierig es ist, gegen die Deutschen ein Tor zu erzielen, zeigen aber auch, dass sie in der Offensive alles andere als eine Übermannschaft sind.
«Es ist ein Team, das sehr hart kämpft und über eine stabile Defensive verfügt», führte Fischer aus. «Wir haben jedoch schon zwei, drei Ideen, wie wir dieses Bollwerk knacken können. Es gilt aber, stets auf der Hut zu sein.» Für Bertschy ist der Schlüssel zum Erfolg, «dass wir sauber durch die neutrale Zone kommen und uns dort keine Scheibenverluste unterlaufen.» Scherwey ergänzte: «Unser Kampfbereitschaft muss höher sein als die ihrige. Wir werden perfekt eingestellt und im richtigen Leistungszustand sein.»
Dass die Schweizer einen grossen Optimismus versprühen und sie überzeugt sind, die Deutschen zu bezwingen, dazu sagte Christian Künast, der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes: «Die können gerne die Favoritenrolle haben. Wir sagen, es wird ein Spiel auf Augenhöhe. Es wird eine Schlacht, es wird ein Kampf.»
Wie auch immer, die Schweizer treten angesichts der bisherigen Leistungen verständlicherweise mit einer breiten Brust an. Ausserdem sind gemäss Fischer alle Spieler einsatzbereit, auch die zuletzt verletzten Dario Simion und Vincent Praplan. Am Dienstagabend stimmten sich die Schweizer mit einem Ausflug in ein Restaurant für die entscheidende Phase ein - jedes Team hat zweimal das Recht dazu, ansonsten spielt sich das Leben im Hotel und im Stadion ab. «Das hat gut getan», so Fischer, der im bisherigen Turnierverlauf insbesondere mit der Einstellung der Spieler sehr zufrieden ist.
Scherwey antwortete auf die Frage, in welchem Bereich er noch Steigerungspotenzial sehe: «Ich sehe keinen speziellen Punkt. Das Gesamtpaket stimmt bis jetzt. Nun liegt es an uns, am Tag X die Topleistung abzurufen.»