Ski alpin

Michelle Gisin packt den «Slalom-Lauf meines Lebens» aus

· Online seit 17.02.2022, 11:31 Uhr
«Wendy und ich haben an Grossanlässen in der Kombination eine gute Quote», freut sich Michelle Gisin nach ihrem Kombinations-Olympiasieg vor Teamkollegin Wendy Holdener.
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Michelle Gisin wusste nach der Siegerehrung nicht mehr viel von ihrem Slalom-Lauf. Sie erinnerte sich an ein paar Löcher auf der Piste, wo es sie durchschüttelte. Ansonsten, so sagte die nun zweifache Olympiasiegerin aus Engelberg im Interview mit dem Schweizer Fernsehen, habe sie versucht «zu pushen, pushen, pushen, und immer wieder Gas zu geben». Sie sprach davon, den zweiten Lauf gezeigt zu haben, «den ich im Spezialslalom vergeben habe. Heute habe ich es voll durchgezogen.»

2018 in der Abfahrt stark...

Angesprochen darauf, den zweiten mit dem ersten Olympiasieg zu vergleichen, sagte Gisin: «Das Gefühl ist ganz anders als vor vier Jahren. Damals richtete ich es in der Abfahrt.» 2018 in Pyeongchang war sie nach halbem Pensum Dritte, mit sehr grossem Vorsprung auf die nachmalige Olympia-Zweite Mikaela Shiffrin (6. Rang nach der Abfahrt) und -Dritte Wendy Holdener (10.).

Zudem sei damals «der Modus noch anders gewesen und die anderen Fahrerinnen schon im Ziel». Wobei: «Heute waren die anderen auch schon im Ziel, weil ich es in der Abfahrt etwas vergeben habe.»

...2022 im Slalom

Gisin war sich als Zwölfte der Abfahrt und mit einer Sekunde Rückstand auf die Spitze bewusst, «dass ich wieder einmal den Slalom-Lauf meines Lebens auspacken muss. Es ist unfassbar, dass mir das heute so gelungen ist.»

Der Doppelsieg mache das Ganze umso schöner, freute sich die 28-Jährige. «Fantastisch auch Wendy, die ihre Leistung wieder zu 100 Prozent bringt und eine sensationelle Abfahrt zeigt. Da konnte sie sich seit dem ersten Training wahnsinnig steigern. Wir haben an Grossanlässen in der Kombination eine wirklich gute Quote. Das ist unser zweiter Doppelsieg, den wir zusammen feiern dürfen.» Beim ersten lautete die Reihenfolge umgekehrt: 2017 bei der Heim-WM in St. Moritz schnappte sich Holdener Gold mit fünf Hundertsteln Vorsprung vor Gisin.

Tränen bei Holdener

Die Freude von Wendy Holdener über die Silbermedaille war nicht vorbehaltlos. Nach der Entscheidung flossen bei der ebenfalls 28-jährigen Schwyzerin Tränen, weil sie die grosse Chance auf den ersten Einzel-Olympiasieg nicht gepackt hatte. «Bitte nicht falsch verstehen: Als ich im Ziel war und selber nichts mehr machen konnte, hoffte ich, dass es gut genug war für den Sieg. Doch es war eben nicht genug, weil Michelle so unglaublich gut Slalom gefahren ist.»

Holdener bemängelte bei sich die fehlende Lockerheit. Das war vielleicht auch darauf zurückzuführen, dass sie vor ihrem Start erfahren hatte, dass mit Mikaela Shiffrin die Topfavoritin ausgeschieden war. Das habe sie zwar nicht gehemmt, «denn ich wollte natürlich trotzdem Vollgas geben. Im oberen Teil gelang mir das, danach hatte ich etwas mehr Mühe. All-In ging ich heute sicherlich nicht.»

Ambitionen auf Team-Gold

Trotz der entgangenen Goldmedaille zeigte sich Holdener «mit ganz vielen Sachen von heute glücklich, gerade mit der Abfahrt, da bin ich geflogen». Ihre Tränen seien «im Nachhinein auch Freudentränen über einen super Schweizer Tag. Es war insgesamt eine gute Leistung von mir, aber eine noch bessere von Michelle.»

Die Team-Olympiasiegerin von 2018 fügte dann noch hinzu, «dass wir nun versuchen wollen, es wie vor vier Jahren zu machen und im Team-Wettkampf auch noch die Goldmedaille zu holen».

veröffentlicht: 17. Februar 2022 11:31
aktualisiert: 17. Februar 2022 11:31
Quelle: sda

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