Davis Cup

Dominic Stricker als Mentor des Debütanten Alexander Ritschard

· Online seit 02.03.2022, 08:10 Uhr
Es ist erst sein zweiter Davis Cup, und doch ist Dominic Stricker fast schon ein alter Hase. Der Aufstieg des 19-jährigen Linkshänders scheint unaufhaltsam weiter zu gehen.
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Alexander Ritschard ist beim Medientermin des Davis-Cup-Teams vor der Weltgruppen-Partie der Schweiz gegen den Libanon in Biel ein gefragter Mann. Allein gelassen wird der Debütant aber nicht. Geduldig spielt Dominic Stricker den «Götti» und wartet, bis Ritschard seine Interviews und Fotoshootings beendet hat. Stricker ist zwar acht Jahre jünger, doch er weiss schon sehr gut, wie der Laden läuft.

In den letzten zwei Jahren ist der Berner aus Grosshöchstetten geradezu kometenhaft aufgestiegen. French-Open-Sieger 2020 bei den Junioren, dann 2021 gleich der erste Turniergewinn auf Challenger-Stufe in Lugano, Siege bei ATP-Turnieren gegen arrivierte Grössen wie Hubert Hurkacz, Marin Cilic oder Marton Fucsovics und ein Sprung von über 900 Plätzen in der Weltrangliste. Bisher geht der Weg des Linkshänders nur in eine Richtung: nach oben.

Weniger angespannt

Auch im Davis-Cup-Team, das am Freitag und Samstag darum spielt, in der Hierarchie wieder näher an die Weltspitze zu rücken, bewegt sich der Teenager schon völlig selbstverständlich. «Es fühlt sich anders an, als beim ersten Mal», sagt er und lacht hinter seiner Maske. «Es ist immer noch eine Riesenehre, für die Schweiz zu spielen, aber ich bin weniger angespannt. Zumindest bis jetzt.»

Angespannt hin oder her: Bei seinem Debüt gewann er im letzten September - gegen allerdings bescheidene Esten - im Einzel und Doppel. Die Hürde Libanon sollte eigentlich nur wenig höher sein. Wenn die Schweiz diese Woche gewinnt, braucht sie im Herbst einen weiteren Sieg, dann kann sie im kommenden Frühjahr die Qualifier für die Finalrunde bestreiten. Angeführt werden die Libanesen von Benjamin Hassan, der Nummer 325 der Welt, die bei ATP-Anlässen für Deutschland antritt.

Fast wie im Interclub

Ganz ähnlich war das zuletzt auch bei Alexander Ritschard, der in den letzten siebeneinhalb Jahren in Florida lebte und seine Wahlheimat USA vertrat. Nach seinem Final bei einem Challenger in Italien ist der 27-jährige Zürcher als Nummer 232 so gut klassiert wie noch nie. Vor allem aber tritt der Sohn des ehemaligen Spitzenspielers Hans Ritschard per sofort wieder unter Schweizer Flagge an – und wurde damit für das Davis-Cup-Team zum Thema.

Im Davis Cup ist er zwar neu, doch fremd fühlt er sich keineswegs. Zusammen mit Stricker und Marc-Andrea Hüsler spielt er seit mehreren Jahren im TC Seeblick in Zürich Interclub. Ritschard kehrte Ende des letzten Jahres wieder in die Schweiz zurück und nahm sich in Rüschlikon eine Wohnung. Deshalb entschied er sich für den erneuten Nationalitätenwechsel, nachdem er bereits bei den Junioren für die Schweiz angetreten war. Das Davis-Cup-Aufgebot ist nun ein Bonus und eine «Riesenehre, die ich nicht erwartet hatte».

Für Captain Severin Lüthi, der schon länger mit Ritschard in Kontakt stand, ist es aber ein logischer Entscheid, denn der Zürcher ist der viertbeste Schweizer im ATP-Ranking, wenn man die Langzeit-Verletzten Roger Federer und Stan Wawrinka weglässt.

Ritschard hat bewegte Jahre hinter sich. Er studierte mit einem vollen Stipendium an der renommierten University of Virginia und schloss mit einem Bachelor in Grafik-Design ab. Sein damaliger Uni-Coach hatte ihn überredet, für die USA zu starten. Ein Entscheid, den Ritschard im Rückblick als «nicht der beste» bezeichnet. Zudem litt er zwischenzeitlich unter grossen gesundheitlichen Problemen, musste sich viermal am rechten Schlagarm operieren lassen und sah seine Karriere als Spitzensportler in akuter Gefahr.

Jahresziel schon fast erreicht

Nun freut er sich, Teil einer «super Truppe» zu sein. Das bestätigt auch Dominic Stricker, hinter Henri Laaksonen die Nummer 2 und wohl das Zugpferd für die kommenden Jahre. Nachdem er sich im letzten Herbst noch etwas an Rücken- und Knieproblemen herumschlug, sieht sich der 19-jährige Berner nun wieder topfit und bereit, weiter anzugreifen.

Unter dank einem Challenger-Turniersieg in Cleveland und einem weiteren Final in Columbus ist Stricker aktuell als Nummer 158 so gut klassiert wie noch nie. Er hat damit sein erklärtes Ziel für dieses Jahr – die Top 150 – schon fast erreicht. «Es ist natürlich cool, wenn man das Jahresziel bereits so früh erreicht», meint er zufrieden. Er erinnert aber auch daran, dass er in den nächsten Monaten erstmals auch Punkte zu verteidigen hat. «Aber ich bleibe locker. Wenn man sein Zeug macht, dann kommen auch die Punkte», ist er überzeugt. Mit der gleichen Selbstverständlichkeit, wie er sich um die älteren, aber weniger (Davis Cup-)erfahrenen Teamkollegen kümmert.

veröffentlicht: 2. März 2022 08:10
aktualisiert: 2. März 2022 08:10
Quelle: sda

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