So problemlos wie der erste gegen Denis Istomin verlief der zweite Auftritt von Federer in Paris nicht. Auch wenn Cilic nicht mehr in der Form seiner grössten Erfolge ist, konnte er doch immer wieder mit seinen harten Schlägen Punkten. Viele Winner und viele Fehler prägten das Spiel des Kroaten, der seinen einzigen Sieg gegen Federer auf dem Weg zum US-Open-Titel 2014 gefeiert hatte. Zweimal unterlag er dafür in Grand-Slam-Finals, 2017 in Wimbledon und 2018 beim Australian Open.
Federer wusste also, was ihn gegen den Risiko liebenden Kroaten erwartet, zumal er noch in Genf vor wenigen Tagen mit Cilic trainiert hatte. Trotzdem tat er sich phasenweise schwer. Zu Beginn des zweiten Satzes, als ihm der Match zwischenzeitlich entglitt, lieferte er sich ein langes Zwiegespräch mit dem Stuhlschiedsrichter und stellte auch Cilic zur Rede. Der französische Referee hatte Federer wegen Zeitverzögerung verwarnt. Die Strafe, die keine Konsequenz hatte, war schwer nachvollziehbar, aber normalerweise kein Grund für den Schweizer, die Ruhe zu verlieren.
Insgesamt hinterliess der 20-fache Major-Sieger in seinem erst fünften Match in diesem Jahr einen guten Eindruck. Sein Sieg war nie ernsthaft gefährdet. Zwar verlor er den zweiten Satz und gab im dritten einen Breakvorsprung preis, doch im letzten Umgang schaffte er den Servicedurchbruch zum 3:1 und spielte sich danach sicher zum Sieg. In seinen letzten drei Aufschlagsspielen gab er nur noch einen Punkt ab. Nach etwas mehr als zweieinhalb Stunden verwertete er den zweiten Matchball.
«Ich finde, ich habe einen sehr guten Match gezeigt», urteilte Federer vor den 1000 Zuschauern im Court Philippe Chatrier. «Ich bin sogar etwas überrascht, weil ich nicht gedacht hätte, dass ich während zweieinhalb Stunden auf diesem Level spielen könnte.» Er sei auch nicht ausgelaugt. Weiter geht es für ihn am Samstag mit der Partie gegen den deutschen Linkshänder Dominik Koepfer (ATP 59), der sich gegen den Amerikaner Taylor Fritz durchsetzte.