Die 84. Ausgabe der Schweizer Rundfahrt steht zwar einmal mehr in direkter Konkurrenz mit dem Critérium du Dauphiné, dem zweiten Vorbereitungsrennen auf die Tour de France. Dennoch lässt sich die provisorische Startliste sehen. Mit Alaphilippe und Van der Poel kündigten sich zwei der besten Spezialisten für Eintagesrennen an. Beide bewiesen zudem schon, dass sie auch an Rundfahrten mithalten können, Alaphilippe unter anderem an der Tour de France 2019, als er 14 Tage lang das gelbe Leadertrikot trug.
Nebst Alaphilippe, Van der Poel und dem Niederländer Tom Dumoulin, dessen Comeback nach einer selbst verordneten Pause schon seit zwei Wochen feststeht, starten auch der dreifache Sieger Rui Costa (2012 bis 2014), Michael Matthews, Maximilian Schachmann, Jakob Fuglsang, Esteban Chaves, Hugh Carthy, Richard Carapaz und Newcomer Tom Pidcock an der acht Etappen umfassenden Rundfahrt.
Für einmal muss die Tour de Suisse dagegen auf den 17-fachen Etappensieger Peter Sagan verzichten. Und Egan Bernal, der Sieger der letzten Ausgabe 2019, reist ebenfalls nicht in die Schweiz.
Im Fokus werden aber selbstredend die besten Schweizer Fahrer stehen, angeführt von Marc Hirschi sowie den beiden Zeitfahr-Spezialisten Stefan Bissegger und Stefan Küng. Auch Gino Mäder, Etappensieger am laufenden Giro d'Italia, meldeten die Organisatoren an der Medienkonferenz in Zürich als Teilnehmer.
Sustenpass gesperrt - neue «Königsetappe»
Schlechte Nachrichten überbrachte derweil der Rennleiter David Loosli. Der viele Schnee, der nach dem meteorologisch schlechten Frühling noch in den Bergen liegt, hat zur Folge, dass die «Königsetappe» am zweitletzten Tag über Furka-, Grimsel- und Sustenpass wie schon bei der letzten Austragung 2019 nicht wie vorgesehen durchgeführt werden kann. «Vor zwei Tagen erhielten wir die Nachricht, dass der Sustenpass bis zur Tour de Suisse nicht geöffnet werden kann», so Loosli.
Der kurzfristig geplante Ersatzparcours muss den Vergleich mit der originalen Etappe aber nicht scheuen. Neu fährt das Fahrerfeld von Andermatt aus über den Oberalppass und den Lukmanier ins Tessin und von dort via Gotthard zurück an den Startort. Anders als vor zwei Jahren rollt der Tross aber nicht auf der historischen Tremolastrasse über den Gotthard, sondern über die neue Passstrasse.
Bereits vor zwei Jahren hatte das OK um Direktor Olivier Senn und Loosli den «Alpencircuit» über Furka, Grimsel und Susten wegen Lawinengefahr nicht befahren können. Damals fuhren die Profis stattdessen von Ulrichen im Oberwallis über Nufenen-, Gotthard- und Furkapass.
Der Nufenen steht auch dieses Jahr (regulär) im Programm. Ob er am drittletzten Tag auf dem Weg vom Start in Fiesch zum Ziel in Disentis-Sedrun befahren werden kann, ist aber noch offen. Auch auf der Überquerung vom Wallis ins Tessin liegt derzeit noch viel Schnee. Ob die Räumungsequipen rasch genug vorankommen, wird sich erst in den kommenden Tagen weisen.
«Sofa statt Streckenrand»
Nicht nur der Schnee auf den Alpenpässen machte den Organisatoren in den letzten Tagen und Wochen zu schaffen. Wegen der zahlreichen Auflagen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie standen Senn und Co. vor besonderen Herausforderungen. «Wir sind in erster Linie sehr froh, dass wir die Tour nach der letztjährigen Absage durchführen können. Das war lange Zeit alles andere als sicher», so Olivier Senn.
Das Motto der diesjährigen Schweizer Rundfahrt lautet «Sofa statt Streckenrand»; unabhängig der am 6. Juni geltenden Vorschriften rufen die Organisatoren die Zuschauer auf, das Rennen für einmal daheim vor dem TV zu verfolgen. Die Start- und Zielbereiche werden weiträumig abgesperrt, zugelassen sind nur Akkreditierte. Auch auf eine Werbekolonne wird verzichtet.