Einsam und egoistisch?

Das ist dran an den Vorurteilen über Einzelkinder

12.04.2022, 13:14 Uhr
· Online seit 12.04.2022, 12:53 Uhr
Am 12. April feiern die Amerikanerinnen und Amerikaner mit dem «National Only Child Day» ihre Einzelkinder. Grund genug der Frage nachzugehen, was es mit den Vorurteilen und Klischees über Einzelkinder auf sich hat und woher sie kommen.
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Egoistisch, asozial, verwöhnt: Die Liste der Vorurteile über Einzelkinder ist lang. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt die Forschung des amerikanischen Kinderpsychologen G. Stanley Hall. Dieser bezeichnet das «Einzelkindsein» sogar als eine Krankheit. Damit erreicht Hall – zu seiner Zeit ein sehr anerkannter Psychologe – dass sich diese Vorstellung in den Köpfen der Leute festsetzte.

Einzelkinder sind gar nicht so anders

Seit der Forschung von Hall im 19. Jahrhundert sind diverse Studien zu Einzelkindern erschienen, die zu ganz anderen Ergebnissen kommen. In einer 1986 veröffentlichten Überblicksarbeit kommt die Psychologin Toni Falbo zum Schluss, dass es in den Wesenszügen von Kindern mit Geschwistern keinerlei Unterschiede gebe. Einzelkinder hätten lediglich eine stärkere Bindung zu ihren Eltern.

Eine andere Studie aus dem Jahr 1989 hält fest, dass Einzelkinder sozial sogar besser aufgestellt seien, weil sie motivierter seien, Bekanntschaften mit anderen zu machen. Eine Studie aus China, wo Familien jahrzehntelang nur ein Kind haben durften, kam 2017 zu dem Ergebnis, dass Einzelkinder etwas weniger tolerant seien – was wiederum nahelegt, dass sie auch egozentrischer sind.

Jedes fünfte Kind ist ein Einzelkind

Wie eine Studie des Bundesamts für Statistik zeigt, hat die Mehrheit der Schweizer Kinder unter 25 Jahren eines oder mehrere Geschwister. 21 Prozent aller Kinder in der Schweiz leben wiederum in einem Haushalt ohne Geschwister, rund jedes fünfte Kind ist also ein Einzelkind. Einzelkinder kommen besonders häufig in Haushalten mit nur einem Elternteil vor. Rund 40 Prozent aller Kinder in Einfamilienhaushalten sind Einzelkinder. In Paarhaushalten liegt dieser Wert bei 18.2 Prozent.

Elvis, Einstein, Roosevelt – diese Persönlichkeiten haben keine Geschwister

Wer sich jetzt fragt, ob Einzelkinder ein Phänomen der Moderne sind, der liegt falsch. Albert Einstein, geboren im Jahr 1879 ist genauso ein Einzelkind wie der 32. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Franklin D. Roosevelt. Dieser ist 1882 zur Welt gekommen. Auch der King of Rock ’n’ Roll Elvis Presley, geboren im Jahre 1935, wuchs ohne Geschwister auf.

veröffentlicht: 12. April 2022 12:53
aktualisiert: 12. April 2022 13:14
Quelle: ZüriToday

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