Ex = Freund(in)?

Das sagt die Beziehung zu deiner/m Ex über dich aus

· Online seit 15.02.2023, 20:57 Uhr
Trennungen gehören zu Beziehungen wie die Sonne zum Himmel. Trotzdem würden die meisten wohl lieber darauf verzichten. Kein Wunder: oft sind sie nicht wirklich angenehm. Wie geht es weiter, wenn es vorbei ist? Die wichtigsten Fragen – und Antworten.
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Freundschaft nach Trennung: Eine gute Idee?

«Das kommt vor allem darauf an, was sich die beteiligten Personen wünschen», meint Caroline Fux. «Für die einen ist das ein sehnlicher Wunsch – für andere der blanke Horror.»

Im Beratungsalltag erlebe sie es relativ oft, dass sich die Menschen fast zu wenig Zeit lassen, um diesen Wandel zu vollziehen: «Sie spüren, dass die alte Beziehung zu Ende geht, und wollen sofort oder sogar noch vor dem Ende festlegen, dass man danach als Freunde weitermacht.» Ob man als Freunde überhaupt funktioniere, müsse sich aber erst zeigen.

Wenn es in erster Linie darum gehe, den Schmerz der Trennung zu lindern, indem man den Verlust vermeide, dann sei das keine ideale Basis für eine Freundschaft. Im Gegenteil: «Es besteht sogar ein gewisses Risiko, dass der Wunsch, Freunde zu sein, die Trennung behindert. Also dass man sich gar nicht richtig ablösen kann», so Fux. «Zu einer Trennung gehören auch negative Gefühle wie Wut, Trauer oder Enttäuschung. Wer sofort auf beste Freunde macht, klemmt diese schwierigen Gefühle, die aber vielleicht wichtig für einen Abschluss wären, vielleicht ab.»

Oft mache es deshalb Sinn, den Prozess in Etappen anzupacken und sich als Grundsatz vorzunehmen, im Minimum anständig miteinander zu sein. «Zeigt sich dann mit der Zeit, dass beide eine Freundschaft wollen, dann sollte man diese langsam aufbauen. Also die Freundschaft als etwas Neues, für sich stehendes verstehen – und nicht wie die fortgesetzte, aber zurückgestufte Paarbeziehung. Ganz im Sinne: Nicht aus einem Apfel eine Birne machen wollen.»

Befreundet sein, sich aus dem Weg gehen oder sich verabscheuen?

Wie man sich nach einer Trennung versteht, hängt laut Fux von vielen verschiedenen Faktoren ab. «Den einen ist es grundsätzlich sehr wichtig, Kontakt zu geliebten Menschen aus allen Lebensphasen zu behalten, andere schliessen lieber klarer ab und schauen dann nach vorn. Abgesehen davon kommt es aber auch auf die konkreten Personen an.»

Beziehungen seien sehr unterschiedlich – und so eben auch Freundschaften. «Für die einen ist man schon befreundet, wenn man zum Geburtstag eine Message austauscht. Andere erwarten mehrere Treffen pro Woche und täglichen Austausch.»

Ich hasse meine/n Ex. Ist das ok?

Fux erklärt: «Gefühle lassen sich nicht einfach so steuern. Wenn man also erst mal nicht begeistert ist und sich vielleicht bedroht fühlt, dann ist das einfach nur menschlich. Aus Respekt und Fairness sollte man aber ein bisschen genauer hinschauen: Was an der Verbindung stört ganz genau? Gibt es konkretes Verhalten, das einem zu intim ist oder wehrt man die Situation einfach aus Prinzip ab?»

Auf diese Fragen gebe es verschiedene Antworten. Manchmal reagiere ein Partner derart kategorisch und heftig auf eine/n Ex, dass diese Person vielleicht durchaus selbst mal über die Bücher sollte. «Es wäre aber auch falsch, so zu tun, als wäre eine Verbindung zu einer/m Ex nie ein Problem», sagt die Sexologin. «Man muss also genau hinschauen, um was es geht und sich darüber austauschen, warum einen etwas stört oder was gewisse Dinge überhaupt für einen bedeuten und was sie bei einem persönlich auslösen.»

Liebe und Hass seinen oft nahe beieinander. «Wenn Liebe in Hass umschlägt, dann sagt das vermutlich mehr über den Trennungsprozess aus als über das Ausmass oder die Qualität der Liebe. Also, dass vielleicht noch extrem viele Gefühle da sind, weil die aber nicht mehr positiv ausgelebt werden können, suchen sie sich ein anderes Ventil.»

Trennen, aber wie?

«Trennungen sind etwas sehr Persönliches. Sie werden beeinflusst von der gemeinsamen Geschichte und den Wünschen, Bedürfnissen und Charaktereigenschaften der Beteiligten. Ich glaube deshalb nicht an irgendwelche Patentrezepte. Besser ist, wenn man sich fragt, was aktuell die Vorstellungen und Bedürfnisse sind, und zwar für sich allein oder gemeinsam als sich trennendes Paar.»

Es gebe aber auch klare No-Gos wie überstürzte Entscheidungen oder Trennungen im Affekt. Dies sei oft der Auftakt für ein schmerzhaftes Hin-und-Her, so Fux. Keinen Grund für die Trennung zu nennen oder überhaupt schlecht zu kommunizieren sei ebenfalls kein wirklich feiner Zug.

Eine schmerzfreie Trennung zu verlangen, sei ebenso unfair. «Schwierig finde ich die Erwartung, dass es nicht weh machen darf oder reibungslos sein soll. Eine Trennung ist nun mal eine seelische Verletzung, die man angemessen versorgen und auskurieren soll. Die Gefühle zuzulassen, die hochkommen, ist deshalb ganz wichtig – auch dann, wenn man lieber drauf verzichten würde.»

veröffentlicht: 15. Februar 2023 20:57
aktualisiert: 15. Februar 2023 20:57
Quelle: ArgoviaToday

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