Fluch oder Segen

Künstliche Intelligenz: Die Macht der Algorithmen und wie du sie beeinflussen kannst

14.02.2023, 14:22 Uhr
· Online seit 02.02.2023, 06:54 Uhr
Algorithmen beeinflussen unser Denken und unser Verhalten in nahezu allen Bereichen. Einerseits helfen sie, uns in der Informationsflut zurechtzufinden, sie begünstigen aber auch Fake News und geben ein verzerrtes Bild der Realität.
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Auf Spotify bekommen wir jeden Montag im «Mix der Woche» neue Musik vorgeschlagen – basierend auf Künstlerinnen und Künstlern, denen wir folgen, auf Songs, die wir häufig hören und Genres, die uns interessieren. Unser Instagram- oder Tiktok-Feed schlägt uns permanent neuen Content vor – gestützt auf Inhalten, die wir liken und auf Accounts, denen wir folgen. Sogar die Werbung, die uns angezeigt wird, ist auf unsere (vermeintlichen) Bedürfnisse abgestimmt.

Die Verlockung durch Algorithmen

Hinter den individuell zugeschnittenen Feed-Vorschlägen steckt der Einsatz von künstlicher Intelligenz, konkret: hochkomplexe Algorithmen. Demnach wird jedes Like, jeder Klick und jede Interaktion, die wir auf Social Media oder generell im Internet tätigen, gespeichert, in eine riesige Datenbank eingespeist und ausgewertet. Daraus entsteht ein komplexes Bild unserer Interessen, Wünsche und Bedürfnisse.

Niemand weiss genau, wie sie funktionieren 

Das Perfide an Algorithmen ist, dass niemand genau weiss, wie sie funktionieren und welche unserer Daten tatsächlich aus- und bewertet werden. Demnach beeinflussen Algorithmen unsere Meinung und unser Verhalten in vielen Bereichen, nur passiert das häufig subtil und unterbewusst.

So besteht die Gefahr, dass wir uns in einer Filterblase aus einseitigen Informationen bewegen und sich sogenannte Echokammern bilden, in denen die eigene Meinung ständig bestätigt wird. Das kann zur Überzeugung führen, dass es sich bei der eigenen Haltung um eine Mehrheitsmeinung handelt.

Wir müssen sie kritisch hinterfragen

Keine Frage: Algorithmen helfen uns, in der globalen Informationsflut das zu finden, was uns interessiert; sie ermöglichen uns, neue Musik zu entdecken und schlagen für uns interessante Kontakte vor.

Allerdings sollten wir nicht blind darauf vertrauen, was uns vorgeschlagen wird. Es ist wichtig, ein Bewusstsein zu schaffen, dass ein Algorithmus nicht nach inhaltlicher, sondern nach mathematischer Relevanz funktioniert. Ob eine Nachricht der Wahrheit entspricht oder nicht, ist dem Algorithmus egal. Für ihn zählt einzig, wie viele Reaktionen (Likes, Shares, Kommentare) die Nachricht bekommt. Ein emotional aufgeladener oder provozierender Kommentar wird daher häufiger angezeigt und stärker verbreitet als eine sachlich formulierte Meldung.

Aktiv werden und neuen Content erhalten

Dem Einfluss von Algorithmen zu entgehen, ist kaum möglich (zumindest nicht, ohne gänzlich auf soziale Medien und das Internet zu verzichten). Es gibt allerdings ein paar Dinge, die du tun kannst, um deinen Algorithmus zumindest teilweise zu steuern und zu verändern.

  • Anderen Inhalten/Personen folgen. Dein Algorithmus basiert auf deinen Interaktionen. Folgst du Personen oder Seiten, mit denen du dich sonst nicht beschäftigst, merkt das auch dein Algorithmus und passt die Inhalte, welche dir vorgeschlagen werden, entsprechend an. Dabei ist es nicht nur interessant zu beobachten, wie sich dein Feed verändert. Du reduzierst auch die Gefahr, dich in eine Bubble zu begeben, indem du Menschen folgst, die (politisch) anderer Meinung sind als du.
  • Suche gezielt nach Content. Statt auf Youtube immer nur Videos anzuschauen, die dir im Feed vorgeschlagen werden, nutze gezielt die Suchfunktion. Gib in der Suchleiste ein Thema ein, das dich interessiert, statt so lange auf deiner Startseite zu scrollen, bis ein Video kommt, das dich interessiert. 
  • Personalisierte Werbung deaktivieren. Auf Google kannst du einstellen, dass dir keine personalisierte Werbung mehr ausgespielt wird. Wie das funktioniert, kannst du hier nachlesen.
  • Tools oder alternative Suchmaschinen nutzen. Die Nutzung von alternativen Suchmaschinen wie Duckduckgo ermöglichen es ganz ohne Personalisierung, Informationen im Internet zu suchen. Alternativ lassen sich auch Add-ons installieren, welche das Tracking durch Facebook oder Google stark einschränken.
  • Andere (analoge) Medien nutzen. Glaube nicht alles, was du liest und nutze andere Medien wie Print, TV oder Radio, um dich zu informieren.
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veröffentlicht: 2. Februar 2023 06:54
aktualisiert: 14. Februar 2023 14:22
Quelle: ArgoviaToday

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