In den vergangenen 18 Monaten ist das Kultur- und Partyleben praktisch stillgestanden. Neben den unzähligen Künstlerinnen und Künstlern, die plötzlich ihre Auftritte absagen mussten, traf es die jungen Leute besonders hart. Kein Ausgang, keine Freunde zu einem Fest treffen und schon gar keine Besuche in Clubs. Partystimmung war im letzten Jahr also ein Fremdwort.
Im Dienst der Kulturschaffenden
All diese Verbote haben bei den jungen Leuten aus der Region das Bedürfnis entfacht, die Organisation von Partys und kulturellen Events selbst in die Hand zu nehmen. Das «GHS Kollektiv» hat mit der Unterstützung des Badener Vereins «LokalKultur» am vergangenen Wochenende einen Daydance durchgeführt. Mitten in einem Wohngebiet wurde eine Party organisiert, bei der zwölf regionale DJs aus der Region auftreten durften. Rund 250 Gäste waren an diesem aussergewöhnlichen Event anwesend.
Eine ähnliche Idee hatte der Verein «Tanzmat» aus Wettingen. Das Organisationskomitee plant eine Techno-Party beim Erdbeerfeld neben dem Tägi in Wettingen. Das Fest findet an diesem Wochenende statt, wobei über 1000 Besucherinnen und Besucher erwartet werden.
Beide Anlässe waren um ausreichende Corona-Massnahmen besorgt, die in einem Sicherheitskonzept festgehalten wurden. Der Einlass wird nur mit einem gültigen Covid-Zertifikat gewährt.
Förderung der regionalen Kulturszene
Hinter diesen Events steckt jedoch kein Geschäftsmodell, es sollen lediglich die laufenden Kosten gedeckt werden können. Damit sollen die Anlässe für alle erschwinglich sein. Falls die Veranstalter trotzdem Gewinn erzielen sollten, hat sich das «GHS Kollektiv» dazu entschieden, 50 Prozent davon in weitere Events zu investieren und die restlichen 50 Prozent werden unter den teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern aufgeteilt. Ebenso wird «Tanzmat» allfällige Gewinne in die Organisation von neuen Events investieren, wie das zehnköpfige Kollektiv auf Anfrage gegenüber ArgoviaToday bekannt gab.
Manch einer mag sich nun fragen, weshalb die Vereine nicht mit einem Club zusammenarbeiten. Der Reiz liegt laut den Organisatoren darin, dass die Feiern an Orten stattfinden, die niemand als Location erwarten würde. Zudem lassen Events im Freien mehr Raum und Gestaltungsmöglichkeiten zu. «Während Clubs gewinnorientiert arbeiten und die Besucher dort mit einer bestimmten Erwartungshaltung ankommen, geht es uns darum, etwas auf die Beine zu stellen, das niemand in dieser Art und Weise erwartet hätte», so Nicolas Dubied, Kommunikationsleiter «GHS Kollektiv».
Neue Partyformate etablieren sich automatisch
Diese Beispiele verdeutlichen, dass die Ausgangsmöglichkeiten immer vielfältiger und ausgefallener werden. Allerdings hat diese Entwicklung laut den Organisatoren keinen Zusammenhang mit Corona. Die Partyszene suche einfach immer wieder neue Formate, erklärt Dubied. Daydances haben zudem den Vorteil, dass die Feiernden nicht den ganzen Tag darauf warten müssen, bis sie endlich das Tanzbein schwingen können. Mit dem Partybeginn am Nachmittag können die Gäste schon früher das gemeinsame Beisammensein und die gute Stimmung zelebrieren.
Beide Vereine haben geplant, dass sie auch in Zukunft kulturelle Anlässe organisieren wollen, um damit den Künstlerinnen und Künstlern aus der Region eine Plattform bieten zu können. Dabei sollen aufwändige Grossveranstaltungen wie auch kleinere Kulturanlässe Platz haben. Trotz allem bestehen die Vereine darauf, dass ihre Veranstaltungen aussergewöhnlich bleiben. «Anbieter von Standardveranstaltungen gibt es schon genug», so das «Tanzmat»-OK.