Der Geräuschpegel vor der Veranstaltung im brechend vollen Saal liess erahnen: es tut nicht nur Landolf gut, so viele Menschen beieinander zu wissen. Zusammengefunden haben sich Autorinnen, Übersetzer, Verlegerinnen, Literaturvermittler und einfach Literaturbegeisterte, die in den letzten beiden Jahren auf das physische Beisammensein verzichten mussten.
In den kommenden drei Tagen werden sie die Gassen, Säle und Beizen Solothurns bevölkern. Rund 120 Veranstaltungen und fast ebenso viele Gäste versprach Landolf. Gäste, das sind Schreibende aller literarischer Gattungen aus dem In- und Ausland.
Auf dem Programm der 44. Ausgabe der Werkschau literarischen Schaffens stehen klassische Lesungen, Gespräche, Diskussionsrunden, Spoken-Word-Auftritte, Workshops, Ausstellungen, Themenabende. Und: Auf der Aussenbühne vor der St. Ursen-Treppe gibt es jeden Nachmittag Gratislesungen.
Was macht der Krieg mit uns?
Bereits am Eröffnungsabend war spürbar, dass sich vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vieles um Fragen drehen wird, wie: Was macht dieser Krieg in Europa mit uns?
So verwies Carine Bachmann, Direktorin des Bundesamts für Kultur (BAK), an ihrem ersten öffentlichen Auftritt im neuen Amt auf das Zitat von Friedrich Dürrenmatt, wonach seine Freiheit als Künstler die sei, dass er mit der Welt spielen könne. «Was aber, wenn die Welt mit uns spielt?», so Bachmann. Umso wichtiger sei es, diese Freiheit zu verteidigen.
Zudem komme gerade den Solothurner Literaturtagen die Funktion des Brückenbauens zu, nicht zuletzt als Plattform für Übersetzerinnen und Übersetzer. «Vive la Littérature», rief sie in den Saal. Und Landolf merkte an, dass Sprachen auch Symbol des Widerstandes sein könnten. Rolf Hermann, Autor und Spoken-Word-Künstler brachte diese Rolle der Solothurner Literaturtage auf den Punkt: Dort, beim «sanftmütigen Umgang mit der Synthax» stellten Schreibende fest, dass das Wort «‹und› so Vieles verbindet».