Als Beispiel nannte Grütters jüngste Forschungen des Berliner Historikers Götz Aly zum Luf-Boot aus Papua-Neuguinea, das im Humboldt Forum ausgestellt werden soll. Als Aly dessen «zwielichtige Herkunft» enthüllt habe, «mussten die Verantwortlichen sich natürlich fragen lassen: Habt ihr das nicht gewusst?», sagte Grütters. «Deshalb ist es auch gut, wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit einem schärferen Bewusstsein an diese Sammlungsbestände herangehen.»
Grütters sprach sich erneut für Restitutionen (Raubgut-Rückgaben) aus. «Das Unrecht darf nicht fortdauern.» Auf die Frage, ob nicht «richtig viele» Objekte in einem Unrechtskontext nach Deutschland gekommen und somit betroffen seien, antwortete sie: «Dann sind es eben richtig viele.»
Zugleich sprach Grütters von einer «Balance», die gefunden werden müsse. «Denn es gibt viele Objekte, die vom jeweiligen Herkunftsland gar nicht zurückgefordert werden. Es geht nicht immer um Fragen des Besitzes, sondern um eine angemessene Fürsorge für das Menschheitskulturerbe.»
Ein nächster Schritt zu den Rückgaben steht am Dienstag (29. Juni) mit der Sitzung des Stiftungsrates der Stiftung Preussischer Kulturbesitz an, dem Grütters vorsitzt und in dem Bund und Länder vertreten sind. Dort soll es einen richtungsweisenden Beschluss zu als Raubgut geltenden Benin-Bronzen geben.
Allein das Ethnologische Museum der Stiftung verfügt über rund 500 historische Objekte aus dem damaligen Königreich Benin, darunter etwa 400 Bronzen. Die Objekte stammen grösstenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897.