Die beiden US-Amerikanerinnen lernten sich 2014 kennen und sind seither befreundet. Ihr Lieblingsthema, wenn sich sich treffen: die Kunst. Dass zumindest Kushner («Ich bin ein Schicksal») stundenlang darüber referieren könnte, wie sie schreibt, welche Filme sie inspirieren und wie sie die Live-Performances von Kim Gordon erlebt, liess sie in der Gesprächsrunde vom Freitag klar erahnen.
Gordon, die mit der Indie-Rockband Sonic Youth berühmt geworden ist und neben weiteren Alben auch die Autobiografie «Girl in a Band» veröffentlichte, gab sich fürs Erste wortkarg. «Ich bin eine introvertierte und schüchterne Person», sagte sie. Richtig gut ausdrücken könne sie sich eigentlich nur durch ihre Kunst.
Während das eigentliche Thema der Veranstaltung, die Auseinandersetzung mit der Gestaltung der Zukunft, mit keinem Wort erwähnt wurde, beantworteten Kushner und Gordon Fragen zu ihren kreativen Prozessen. Beide sprachen von einer Art Trance, aus der heraus ihre Werke entstehen, und davon, wie wichtig Inspirationen aus der Umwelt in produktiven Phasen sind. Das war interessant, trug aber nichts zur eigentlichen Frage bei.
Wie wollen wir denn nun unsere Zukunft gestalten? Warum ist «Jetzt» die beste Zeit für eine Neuausrichtung und vor allem: wie soll die Veränderung aussehen? Auf die im Anschluss gestellte Frage von Keystone-SDA, welchen Einfluss die Kunst auf die Gestaltung unser aller Zukunft haben könne, stellte sich bei Kim Gordon ein spürbares Unwohlsein ein. «Ich bin im Bezug auf die Zukunft nicht sehr optimistisch», so die 68-Jährige. «Aber sicher kann die Kunst neue Perspektiven auf die Welt öffnen und einen Beitrag zur Diskussion über die Menschheit leisten.»
Für Rachel Kushner ist die Zukunft «ein in der Gegenwart erstelltes Konzept» und auch sie findet es schwierig, Fragen dazu zu beantworten. So sehr sie auch probiere, sich etwas darunter vorzustellen, sie komme nie so recht aus dem Moment, dem Jetzt heraus. Auf ihre Arbeit bezogen heisse das: «Ich denke nie daran, welchen Impact mein Schreiben auf die Menschen und deren Zukunft haben könnte.» Was ihr aber auffalle sei, dass im Moment viele Menschen an eine gänzliche «Abwesenheit einer Zukunft» denken.
Als die beiden Referentinnen nach ihrem Lieblingsfilm am Festival gefragt wurden, war es auf einmal Kim Gordon, deren Redefluss kaum zu bremsen war. Sie entschuldigte sich, nachdem sie beinahe das Ende von Alberto Lattuadas «Le farò da padre» verraten hätte. Dass die italienische Komödie das Highlight ihres Festivalbesuchs war, darin waren sich die Musikerin und die Autorin einig.