Berlin

«Lassen uns Berlinale nicht wegnehmen»

· Online seit 06.02.2022, 16:08 Uhr
Mit einem flammenden Appell hat Kulturstaatsministerin Claudia Roth die Berlinale als Filmfest mit Publikum auch in Zeiten von Corona verteidigt.
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«Wir dürfen es nicht zulassen, dass diese Pandemie unsere vielfältige Kultur kaputt macht, deshalb ist es wichtig, dass die Berlinale stattfindet», sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor dem Start des Festivals an diesem Donnerstag (10. Februar). Die Berlinale sei «ein wichtiges Zeichen des Optimismus, der Hoffnung und der Ermutigung».

«Wir lassen sie uns nicht wegnehmen. Ganz im Gegenteil, wir setzen ein Zeichen für die Kultur, für das Kino, für den Film und für all diejenigen, die in diesem Bereich arbeiten, die Kreativen und all die Menschen hinter den Kulissen», sagte Roth.

Sie verwies auf das Gesundheitskonzept der neben Venedig und Cannes wichtigsten Filmfestspiele. «Wir haben die grösstmöglichen Sicherheitsvorkehrungen für Gäste, für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für Künstlerinnen und Künstler, für Zuschauerinnen und Zuschauer getroffen.» Die Regelungen seien strenger als sonst in Berlin. «Es wird keine Partys geben und keine grossen Empfänge – so können wir es verantworten.» Auch den Roten Teppich vor dem Berlinale-Palast werde es geben, «allerdings unter ganz harten und klaren Hygiene-Bedingungen und ohne Ausnahmen».

Zudem werde es eine Impfkampagne geben. «Das Bärchen soll sichtbar eine Maske tragen», sagte Roth unter Verweis auf das Maskottchen der Berlinale. «Wir wollen mit allen möglichen Mitteln sagen: Liebe Leute, Impfen ist cool, lasst euch impfen.»

Einen Mangel an Glamour fürchtet die Kulturstaatsministerin nicht. «Diejenigen, die die Filme gemacht haben in dieser schwierigen Zeit, sind für mich die Stars.» Es werde sehr spannende Filme geben. «Der Glanz dieser Berlinale ist, dass in dieser schweren Zeit überhaupt Filme laufen. Ich finde, das ist ein strahlender Glanz, eine grosse Ermutigung auch für andere Veranstaltungen, für andere Festivals, für die gesamte Kultur- und Kreativszene.»

Roth betonte die Bedeutung der Berlinale auch jenseits der Kultur. «Manchmal wird unterschätzt, welch grosse ökonomische Bedeutung die Bereiche Film und Kino haben und in welchem Ausmass gerade auch die Filmwirtschaft unter der Pandemie leidet.» Die Kultur- und Kreativbranche sei mit vielen Hunderttausenden Beschäftigten einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes.

«Aus der Branche kommt grosse Unterstützung und Anerkennung. Weil die Berlinale stattfindet, können die Filme damit auch auf den Markt gehen», sagte Roth. Das Filmfest sei zudem weit über das Kino hinaus ein ganz wichtiges Zeichen an eine Branche, die sehr unter der Pandemie leide. «Genau jetzt, geraden in Zeiten der Krise, in Zeiten der Pandemie brauchen wir Kunst und Kultur, weil sie Grundnahrungsmittel sind für unsere Seelen und für unsere Demokratie.»

«Die Berlinale ist ein wahnsinnig wichtiges Filmfestival für Deutschland, für Europa, in der ganzen Welt und von grosser Bedeutung für unser Kulturleben», sagte Roth. Genauso wie das Theater, lebe auch das Kino, auch der Film vom kollektiven Erleben. «Bei einer Absage hätten wir wichtige Filme nach Cannes und Venedig verloren, die hätten dann im Sommer auch nicht in Berlin gezeigt werden können. Dadurch hätte die kulturpolitische Bedeutung der Berlinale insgesamt gelitten.» Deswegen wäre eine Verschiebung keine Alternative.

Roth sieht in der Berlinale «ein extrem gesellschaftspolitisches Festival». Das finde sie richtig gut. «Für mich als Filmliebhaberin ist das Faszinierende, dass die Berlinale immer auch Weltkino bietet. Es gibt eben nicht nur die grossen Filme von den berühmten Regisseurinnen oder Regisseuren, sondern immer auch die vielen Independent-Filme, die manchmal auch verstörend sind in ihrer Ästhetik und die uns in eine Welt mitnehmen, die weit weg ist von dem, was uns vertraut ist.»

Das Filmfestival habe stets auch die Tür aufgemacht in die ganze Welt, nach Südamerika, Afrika oder Asien. «Die Berlinale hat immer davon gelebt, das Ästhetische mit dem Politischen zu verknüpfen. Die grossen Herausforderungen unserer Gegenwart kommen immer wieder vor, beispielsweise die Verknüpfung des Kreativen mit den grossen Herausforderungen wie Nachhaltigkeit oder Klima.»

veröffentlicht: 6. Februar 2022 16:08
aktualisiert: 6. Februar 2022 16:08
Quelle: sda

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