Luzifer hat einen langen Atem, ist nur schon die Idee von ihm erst einmal da, kann er nicht mehr zum Verschwinden gebracht werden. Das gilt für ein Bild der Teufelsgestalt, das bereits 1970 als Skizze entstanden ist und dieser Tage auf den sagenumwobenen Teufelsstein gemalt wird: «Ab Freitag soll das Bild fertig sein», sagte am Mittwoch der Urner Filmemacher Felice Zenoni gegenüber Keystone-SDA.
Bereits während des Baus der Gotthardautobahn kam dem Urner Maler Franz Fedier (1922-2005) die Idee, seine Vorstellung von Luzifer auf den Stein zu malen. Der gebürtige Erstfelder Fedier gilt als einer der Wegbereiter des Schweizer Abstrakten. Er hatte sich mit Landschaftskunst auseinandergesetzt, in diesem Zusammenhang auch mit den massiven Eingriffen in die Natur durch den Bau der Gotthardautobahn.
Vor diesem Hintergrund zeichnete er eine Skizze von Luzifer, so wie er ihn auf den Stein malen wollte. Das Bild wollte er seiner Urner Heimat schenken. 1994 bat er die «Naturforschende Gesellschaft Uri», die für die Nutzung des Steins zuständig ist, um eine Bewilligung seines Projekts - und erhielt eine Absage. Fediers Luzifer-Skizze verschwand im Staatsarchiv Uri. Und nach seinem Tod geriet das Projekt in Vergessenheit.
Dokumentarfilm über Franz Fedier
Nun steht Fediers 100. Geburtstag an. Neben Ausstellungen und einem Werkkatalog ist ein Dokumentarfilm geplant, der Anfang Januar in die Schweizer Kinos kommen soll, wie die Zürcher Filmproduzentin Mesch & Ugge am Mittwoch mitteilte.
Als das Filmteam um Zenoni zu Fedier recherchierte, stiess es im Urner Staatsarchiv auf die Skizze; Luzifer und die Idee seines Bildnisses auf dem Teufelsstein erwachte zu neuem Leben. Dieses Mal bewilligte besagte Gesellschaft das Projekt, allerdings nur befristet für das Jubiläumsjahr.
Dieser Tage stehen Franz Fediers Sohn Marco und seine Enkelin Clara auf einem Gerüst am Teufelsstein und malen Luzifer nach der Skizze von 1970. Der Entstehungsprozess soll Teil des geplanten Dokumentarfilms sein. Somit bleibt Luzifer auf dem Teufelsstein erhalten, auch nachdem das Bild nach dem Jubiläumsjahr wieder verschwunden sein wird.