Film

Vier Künstlerinnen über die heilende Wirkung ihrer Arbeit

· Online seit 14.05.2021, 11:05 Uhr
Im Dokumentarfilm «Body of Truth» sprechen Marina Abramović, Sigalit Landau, Katharina Sievering und Shirin Neshat über ihre Herkunft und ihre Arbeit. Die deutsch-schweizerische Koproduktion zeigt sowohl die Kraft als auch die Verletzlichkeit der Künstlerinnen.
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Marina Abramović ist dafür bekannt, sich in ihren Performances Schmerzen zuzufügen, sich zu schneiden, zu peitschen, an ihre körperlichen und seelischen Grenzen zu gehen. Für die serbische Künstlerin ist das der Weg, sich selber von Schmerz zu befreien, sagt sie in «Body of Truth».

Auch die israelische Video- und Installationskünstlerin Sigalit Landau integriert ihren Körper in ihr Schaffen. Im Film wird etwa ihre Performance «Barbed Hula» gezeigt, bei der sie einen Stacheldrahtring anstatt eines Hula-Hoop-Reifens um ihren nackten Bauch kreisen lässt.

Für die deutsche Fotografin Katharina Sieverding und die iranische Künstlerin Shirin Neshat hat der Körper eine andere Funktion in der Kunst. Während sich Sieverding auf den Kopf als das zentrale Element des Fühlens und Denkes konzentriert, schlüpft Neshat gewissermassen in die Körper anderer - in die von verschleierten Frauen und Gotteskämpferinnen, die sie in ihren mit Kalligraphie versehenen Fotografien zeigt.

Viel Energie im Kinosaal

Im Zentrum von «Body of Truth» stehen aber letztlich nicht die Körper, sondern die Wurzeln und Lebensgeschichten der vier Künstlerinnen. Der Film zeigt, wie sie ihre Herkunft in politische Kunst umsetzen, um ihre eigenen Wunden zu heilen, aber auch, um die Gesellschaft zum Denken anzuregen und einen Beitrag an eine offenere, bessere Welt zu leisten.

Die Idee der deutschen Regisseurin und Drehbuchautorin Evelyn Schels, die vier Frauen aus unterschiedlichen Kulturen in einen Dialog zu stellen und zu zeigen, wie sie ihren Körper für die Kunst einsetzen, habe sie fasziniert, sagte die in Bern lebende Produzentin Sonja Kilbertus auf Anfrage von Keystone-SDA. «Ausserdem schätze ich die Arbeit von Marina Abramović sehr und über die anderen Künstlerinnen wollte ich unbedingt mehr erfahren.»

Zu der Schweizer Koproduktion kam es fast ein bisschen zufällig, nachdem Kilbertus den deutschen Produzenten an der Berlinale getroffen und er ihr von dem Projekt erzählt hatte. Eigentlich wäre Israel als Koproduktionsland vorgesehen gewesen, wo es jedoch letztlich an den finanziellen Mitteln fehlte.

Nach der Berner Premiere vom vergangenen Montag kann Sonja Kilbertus sagen, dass der Film «viel Energie im Publikum auslöst». Das liege ihrer Meinung nach daran, dass er «vier Frauen mit ihrer Kraft und gleichzeitig mit ihrer Fragilität zeigt». Weiter würde sie sich wünschen, dass möglichst viele Zuschauerinnen und Zuschauer eine Inspiration in den Künstlerinnen finden. Man müsse ja nicht gleich so weit gehen wie sie. Doch mehr Mut würde sie sich für die heutige Gesellschaft wünschen.

«Body of Truth» läuft derzeit in ausgewählten Deutschschweizer Kinos und wird im Frühling 2022 in einer verkürzten, 50-minütigen Fassung in der SRF-Sendung «Sternstunde Kunst» gezeigt.

veröffentlicht: 14. Mai 2021 11:05
aktualisiert: 14. Mai 2021 11:05
Quelle: sda

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