Trotz des hohen Alters kam Sondheims Tod überraschend, wie die «New York Times» unter Berufung auf dessen Anwalt F. Richard Pappas berichtete. Einen Tag zuvor habe die Theater-Legende noch mit Freunden das Thanksgiving-Fest gefeiert.
Während seiner jahrzehntelangen Karriere hatte Sondheim so gut wie alle renommierten Preise gewonnen. Kritiker attestierten ihm zudem, Form und Inhalt des Musiktheaters entscheidend weiterentwickelt zu haben. Bei Sondheim gab es keine schmalzigen und stets gut ausgehenden Liebesgeschichten, sondern es ging um die grossen Fragen und positiven wie negativen Emotionen des Lebens.
Geboren wurde Sondheim in eine reiche jüdische Familie in New York hinein, er wuchs dann auch zeitweise in Pennsylvania auf. Das Verhältnis zu seinen Eltern, die sich später scheiden liessen, war schwierig. Sondheim freundete sich mit James Hammerstein an und lernte dessen Vater, den Komponisten und Texter Oscar Hammerstein, kennen, der sein Mentor wurde und ihm den Weg in die Branche ebnete. Den Durchbruch schaffte Sondheim bereits mit 25 Jahren, als er die Texte zu Leonard Bernsteins Erfolgsmusical «West Side Story» schrieb.
In den Jahrzehnten darauf arbeitete Sondheim für Theater, Film und Fernsehen und sammelte Preise ein: einen Oscar, mehrere Tonys und Grammys, den Pulitzer-Preis und 2014 die Friedensmedaille des US-Präsidenten, die zu den höchsten zivilen Auszeichnungen der USA gehört. Besonders erfolgreiche Musicals waren unter anderem «Sweeney Todd», «Gypsy» und «Sunday in the Park with George».
Das Wichtigste waren für Sondheim, der als sehr introvertiert galt, aber stets die Zuschauer. «Ich will, dass die Menschen das mögen, was ich schreibe. Ich bin ein Produkt des Broadway, egal wie anmassend jemand das findet, was ich schreibe. Ich schreibe nicht für mich. Ich schreibe, weil ich die Menschen zum Lachen, Weinen und Denken bringen will. Ich will so viel Publikum wie möglich.»