Selbstversuch

Das bringen zwei Wochen ohne Social Media

· Online seit 06.02.2022, 11:57 Uhr
Ist Social Media Gift für das Gehirn? Nach zwei Wochen ohne Tiktok und Co. ziehe ich Bilanz.
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«Deine Bildschirmzeit war diese Woche 20% weniger». Diese Meldung erscheint an diesem Morgen auf meinem iPhone. Mit dem heutigen Tag endet meine zweiwöchige Social Media Pause. Sie hat mich zwar nicht magisch zu einer anderen Person gemacht, jedoch schaue ich meiner Handynutzung nun kritischer entgegen.

Aller Anfang ist schwer

Als ich vor zwei Wochen den Entschluss fasste, Social Media temporär den Rücken zu kehren, hatte ich sehr viel Respekt. Social Media war ein grosser Teil meines Alltags. Es diente mir zur Kommunikation mit Freundinnen und Freunden und als Informationsquelle. Zu Beginn hatte ich daher auch dauernd das Gefühl, etwas zu verpassen. Bestärkt wurde dieses Gefühl jeden Abend, wenn meine WG-Mitbewohnerinnen meinten: «Hast du das Video gesehen, das ich dir auf Tiktok geschickt habe?» und ich sie an meine Abstinenz erinnern musste. Die Angst nahm aber mit jedem Tag ab. Ich sah meine Freundinnen und Freunde ja immer noch im echten Leben. Sie mussten mir dann halt einfach das Video beschreiben, dass sie mir geschickt haben.

Was hat sich verändert?

Was mir die Pause von den Social Media gebracht hat, ist vor allem: Sehr viel Zeit, die ich produktiv nutzen konnte. Ich habe meinen ganzen Schrank ausgemistet und bin ganz oft spazieren gegangen. Das motiviert mich auch nach der zweiwöchigen Kur, meine Bildschirmzeit möglichst tief zu halten. Anstatt anderen Menschen dabei zuzuschauen, wie sie ihr «perfektes» Leben führen, will ich diese Zeit nun lieber in mich selbst investieren. Dazu rät auch der Suchtexperte. Damit könne man die negative Vergleichsspirale brechen, welche Social Media bei vielen – und auch bei mir – auslöst. Indem man Aktivitäten nachgeht, die einem Spass machen, statt die ganze Zeit andere Personen dabei zu verfolgen, gewinnt man Selbstvertrauen. Ein anderer Tipp des Experten, den ich ebenfalls anwenden werde, ist, fixe Orte und Zeiten für Social Media festzulegen. Ein grosses Problem von mir war, dass ich Instagram und Co. immer nutzte, wenn ich grad nichts anderes zu tun hatte: Im Zug, im Bett, vor dem Fernseher, beim Abendessen. Das führte dazu, dass ich automatisch zum Handy griff und die Entscheidung, auf Social Media zu gehen, unbewusst fällte. Zukünftig gilt bei mir im Bett, beim Essen und sonntags ein Social-Media-Verbot.

Entgiftungskur für das Gehirn

Ich würde allen, die täglich auf Social Media unterwegs sind, eine Pause empfehlen. Meine mentale Gesundheit hat es mir gedankt. Man muss sich die Pause wie eine Entgiftungskur für das Gehirn vorstellen. Ich bin weniger gestresst und zufriedener mit mir selbst. Trotzdem werde ich Social Media nicht komplett aus seinem Leben streichen. Die Apps bringen auch Vorteile und ich mag es, darauf kreativ zu sein. Durch den Entzug habe ich aber erkannt, welche negativen Effekte meine Nutzung hatte und was man dagegen tun kann.

veröffentlicht: 6. Februar 2022 11:57
aktualisiert: 6. Februar 2022 11:57
Quelle: ArgoviaToday

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