Unter dem Slogan «Keine Show für Täter» möchten Feminist*innen verhindern, dass Luke Mockridge am Sonntag im Hallenstadion in Zürich auftreten darf. Mehrere Frauen werfen dem Comedian vor, sie sexuell missbraucht zu haben. Eine Ex-Freundin bezichtigte ihn sogar der versuchten Vergewaltigung. Das Verfahren wurde aber wegen mangelnder Beweise eingestellt.
Trotzdem werden nun Stimmen laut, die den Auftritt von Mockridge verhindern möchten. Mit einer Petition wollen die Juso Zürich und das Feministische Streikkollektiv Zürich dagegen vorgehen. Es sei wegen «Geschichten wie diesen, dass Vorfälle sexualisierter Gewalt nur in den seltensten Fällen angezeigt werden.» Diese Aussage sorgt in den sozialen Medien aber für Diskussionen.
Jolanda Spiess-Hegglin, die selbst Feministin ist und sich gegen Hate Speech einsetzt, kann diese Petition nicht verstehen. Sie weist auf Twitter darauf hin, dass in einem Rechtsstaat das Prinzip der Unschuldsvermutung gilt. «Es sind die Grundpfeiler für die Freiheit jedes Einzelnen von uns», so Spiess-Hegglin. Aus diesem Grund setze sie sich dafür ein, dass dieses Prinzip nicht einfach über Bord geworfen werde. Da Luke Mockridge in keinem Fall verurteilt wurde, müsse auch für ihn die Unschuldsvermutung gelten.
Ich kämpfe seit Jahren laut für die Rechte von Frauen. Ich prozessiere gegen die grössten Medienhäuser der Schweiz, um die Situation für Betroffene von Mediengewalt oder Digitaler Gewalt zu verbessern.
— Jolanda Spiess-Hegglin (@JolandaSpiess) May 23, 2022
Und dies hier ist mein Thread zu #LukeMockridge.
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Ebenso argumentiert der Komiker Renato Kaiser. Er weist aber auch daraufhin, dass man den Frauen zuhören solle. Denn er finde es eine «absolute Frechheit, wenn Aussenstehende so tun, als ob Menschen einfach mal so jemanden einer Vergewaltigung bezichtigen würden.» Deshalb könne er den Protest um den Auftritt von Luke Mockridge verstehen.
Triggerwarnung: Sexuelle Gewalt, Vergewaltigung
— Renato Kaiser (@Renato_Kaiser) May 25, 2022
Luke Mockridge tritt am Sonntag im Hallenstadion auf, es gibt einen Aufruf dagegen unter dem Claim „Keine Show für Täter“, ich wurde gefragt, ob ich den teilen würde und das ist, was ich dazu zu sagen habe. (1/3) pic.twitter.com/Z0cPmL3QKz
Viele Kommentare auf Twitter weisen ebenfalls die Unschuldsvermutung hin, die für Mockridge gelten müsse. «Kann eine Tat nicht nachgewiesen werden, gilt im Zweifel ‹in dubio pro reo ›», so ein User.
Es gilt in der 🇨🇭 die Unschuldsvermutung. Auch wenn ich Luke nicht mag, wurde er in allen Fällen durch Gerichte freigesprochen. Kann eine Tat nicht nachgewiesen werden gilt im Zweifel "in dubio pro reo". Dieser Rechtsgrundsatz hat auch schon linken Aktivisten den Arsch gerettet.
— Marc Y. Meier 🇺🇦🇨🇭 (@hebdifest) May 24, 2022
Andere finden hingegen, dass die Kommentare zur Petition genau das beweisen, was sie aussagen möchte: «Schneller wird ein berühmter Mann von der Öffentlichkeit geschützt, als die mutmasslichen Opfer», schreibt eine Userin.
Die Kommentare zum Tweet beweisen genau das, was diese Petition aussagt: schneller wird ein berühmter Mann von der Öffentlichkeit geschützt, als die mutmasslichen Opfer. Patriarchale Gewalt hat System. Umgesetzt wird es von weiteren Männern, die den Opfern nicht glauben.
— Chiara Bono (@chiara_bono) May 25, 2022
Mittlerweile haben bereits über 900 Personen die Petition unterzeichnet. Zudem sei eine Kundgebung geplant, um gegen den Auftritt von Mockridge zu protestieren. Ob die Show tatsächlich stattfinden wird, zeigt sich spätestens am Sonntag.
(red.)