Unterhaltung
People

Schweizer Vereine empört über Mockridges Paralympics-Witze

Deutscher Komiker

«Menschenverachtend»: Vereine empört über Luke Mockridge Aussagen

· Online seit 09.09.2024, 17:46 Uhr
Die Paralympics 2024 gehören bereits der Vergangenheit an. Am vergangenen Sonntag wurde der Abschluss in Paris zelebriert. Gleichzeitig sorgte dieses Wochenende im Zusammenhang mit den Para-Athleten ein Podcast-Ausschnitt für rote Köpfe. Schweizer Vereinigungen für Menschen mit Handicap äussern sich kritisch dazu.
Anzeige

Die Schweizer Behindertensportler haben eine grandiose Leistung an den diesjährigen Paralympics hingelegt. 21 Medaillen hat die 27-köpfige Delegation in Paris gesammelt, 15 davon kamen von Zentralschweizern. So erfolgreich waren die Schweizer zuletzt 1992. «So eine Leistung kann man nicht erwarten», sagt Peter Läuppi, Chef de Mission von Swiss Paralympic.

Auch der Verband Procap, der sich für Menschen mit Beeinträchtigung einsetzt, zeigt sich stolz. «Das Schweizer Nationalteam hat beeindruckende Leistungen gezeigt und die gesetzten Ziele übertroffen, darauf können wir stolz sein», sagt Markus Spielmann von Procap auf Anfrage.

«Wer als Letzter ertrinkt, der hat gewonnen»

Dieses Wochenende wurde auch noch in einem anderen Kontext über die Paralympics geredet. Der deutsche Komiker und Moderator Luke Mockridge hat mit seinen Aussagen zu den Paralympics und Sportler mit Handicap für Entsetzen gesorgt. Im Podcast «Die Deutschen» mit Nizar Akremi und Shayan Garcia witzelte Mockridge zuerst über die Entstehung der Paralympics. Die Folge wurde Mitte August veröffentlicht.

«Abgefahren: Der Erste, der ein anderes Land angerufen hat und gesagt hat: ‹Ey, Du kennst doch die Olympischen Spiele. Ich habe eine ähnliche Idee. Ihr habt doch auch Behinderte in Eurem Land. Sollen wir mal schauen, wer Schnellere hat? ›», so Mockridge und weiter: «Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken - und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen.»

«Menschenverachtende Scheisse»

Das Netz reagiert auf die Aussagen von Luke Mockridge entsetzt. Im Internet erntet er nun einen regelrechten Shitstorm. Kristina Vogel, ehemalige deutsche Bahnradsportlerin und seit einem Trainingsunfall querschnittsgelähmt, findet klare Worte.

«Für die Frage, warum Menschen sich den Mund fusselig reden, weil es immer noch welche gibt, die eine so menschenverachtende Scheisse erzählen und behinderte Menschen einfach so niedermachen. Hier einfach ein Beispiel, es ist unfassbar.» Auch kommentierte sie unter dem Videoausschnitt, welches der Podcast auf Instagram postete, dass man zwar über Menschen mit Beeinträchtigung lachen darf: «Aber das hier von euch, das ist einfach unterirdisch!»

Handicap-Vereinigungen enttäuscht von Aussagen

Die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung SPV verurteilt Mockridges Aussagen scharf: «Die im Podcast gemachten Aussagen sind an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten», schreibt Nadja Venetz, Kommunikation bei der SPV auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1. Einerseits würden sie die sportlichen Höchstleistungen an den Paralympics in Paris verhöhnen – und «andererseits verhöhnen sie Menschen mit einer Behinderung, die auch 2024 darum kämpfen, ein selbst bestimmtes und gleichberechtigtes Leben zu führen, auch in der Schweiz.» Auch der Verband Procap hat klare Worte. «Geschmacklose Witze über Menschen mit Behinderungen zu machen, zeugt von Arroganz und intellektueller Bescheidenheit», so Markus Spielmann von Procap.

Die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung findet die Empörung im Netz über diese Aussagen zwar gut und richtig. Aber: «Sie verändert nichts für Menschen mit einer Behinderung.» Erst vor wenigen Tagen wurde der Bundeskanzlei die Unterschriften zur Inklusions-Initiative überreicht, mehr dazu in der Box.

Procap zweifelt an Mockridges Entschuldigung

Der deutsche Komiker hat sich inzwischen auf Instagram für seine Aussagen entschuldigt. «Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen – besonders während dieser grossartigen Paralympischen Spiele.»

Er habe aus seiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit beeinträchtigten Menschen immer wieder den scharfen und schwarzen Humor erlebt. «Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid», schreibt Mockridge. Für Markus Spielmann von Procap reicht Mockridges Entschuldigung nicht aus: «Die Aufrichtigkeit der Entschuldigung darf angezweifelt werden, es dürfen Taten folgen, um es zu beweisen.»

Sat. 1 streicht Mockridges neue Show

Konsequenzen für den Komiker traten bereits ein. So hat der Privatfernsehsender Sat.1 die Sendung «Was ist in der Box» mit Luke Mockridge, welche am 12. September hätte starten sollen, abgesagt, wie es in einem Statement heisst. «Die Aussagen zu behinderten Menschen und Para-Sportlern, über die sich viele Menschen zu Recht empören, passen nicht zu unseren Werten», schreibt Sat.1.

veröffentlicht: 9. September 2024 17:46
aktualisiert: 9. September 2024 17:46
Quelle: PilatusToday

Anzeige

Mehr für dich

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch