Sensationsfund

Vor 30 Jahren wurde «Ötzi» gefunden: Das ist seither mit ihm passiert

· Online seit 19.09.2021, 18:21 Uhr
Vor 30 Jahren - am 19. September 1991 - entdeckten deutsche Bergsteiger im Südtiroler Teil der Ötztaler Alpen eine mehr als 5000 Jahre alte Gletscherleiche, die als «Ötzi» berühmt wurde. Eine Chronologie der Ereignisse.
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19. September 1991
Das deutsche Ehepaar Erika und Helmut Simon entdeckt in 3210 Metern Höhe im Bereich des Tisenjoch (Ötztaler Alpen) eine Leiche, von der die beiden annehmen, dass es sich um einen Bergsteiger handelt.

20. September 1991
Ein erster Bergungsversuch scheitert am schlechten Wetter. Bei den Arbeiten wird die linke Hüfte des Toten beschädigt.

21. September 1991
Die beiden Bergsteiger Reinhold Messner und Hans Kammerlander kommen zufällig an der Fundstelle vorbei. Bei der Begutachtung der Gletscherleiche vermutet Messner, dass es sich um einen Toten aus dem Mittelalter handeln könnte.

22. September 1991
Bergretter wollen den Körper für die am folgenden Tag vorgesehene Bergung vollständig freilegen. Sie sammeln die losen Funde ein und packen sie in einen Plastiksack.

23. September 1991
Unter der Leitung eines Gerichtsmediziners wird die Leiche mit Eispickel und Skistock geborgen, ein Archäologe ist nicht dabei. Die Leiche wird auf Anordnung der Staatsanwaltschaft in die Innsbrucker Gerichtsmedizin gebracht.

24. September 1991
Innsbrucker Ur- und Frühhistoriker datieren nach Begutachtung der Ausrüstung der Gletscherleiche den Fund in die frühe Bronzezeit, das Alter des Toten wird auf mindestens 4000 Jahre geschätzt.

2. Oktober 1991
Nach heftigem Streit bringt eine amtlich angeordnete Neuvermessung des Grenzverlaufes Gewissheit: Der Fundort befindet sich 92,56 Meter von der Staatsgrenze entfernt auf Südtiroler Boden.

3. Oktober 1991
Erste archäologische Untersuchung der Fundstelle des «Mannes aus dem Eis».

21. Februar 1992
«Ötzi» ist deutlich älter als bisher vermutet: Radiokarbon-Untersuchungen ergeben, dass die Eisleiche rund 5300 Jahre alt ist und aus der Jungsteinzeit stammt.

20. Mai 1992
Der Tiroler Landtag beschliesst die Einrichtung eines eigenen Ötzi-Forschungsinstitutes an der Universität Innsbruck.

3. Juni 1992
Wissenschaftler aus aller Welt nehmen am ersten «Internationalen Eismann-Symposium» teil. Mit der Forderung nach Finderlohn durch das Ehepaar Simon beginnt ein jahrelanger Rechtsstreit.

20. Oktober 1992
Ötzi schafft es auf das Cover des amerikanischen Nachrichtenmagazins «Time».

3. März 1993
In der Wissenschaftszeitschrift «Nature» üben Kommentatoren harte Kritik und bemängeln Schlampereien bei der Bergung sowie Versäumnisse und Verzögerungen bei der Untersuchung des Eismanns.

1994
Wissenschaftler untersuchen durch Röntgen, Computertomografie und Entnahme von Gewebeproben das Innenleben der Gletschermumie.

16. Januar 1998
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wird die Mumie in einem speziellen Kühltransporter von Innsbruck nach Bozen überführt, wo für dessen Präsentation eigens ein Archäologiemuseum eingerichtet wurde.

28. März 1998
Das Archäologiemuseum in Bozen wird eröffnet. Durch Sicherheitsglas können Besucher einen Blick auf die Mumie werfen, die in einer speziellen Kühlzelle bei minus sechs Grad und 98 Prozent Luftfeuchtigkeit aufbewahrt wird.

Juli 2001
Wissenschaftler entdecken bei Röntgenuntersuchungen eine bis dahin nicht bekannte Pfeilspitze im linken Schulterbereich. Ötzi war von hinten angeschossen worden.

Dezember 2003
Nach konstantem Gewichtsverlust erhält Ötzi eine neue, verbesserte Kühlzelle.

September 2006
Die durch die Pfeilspitze verursachte Verletzung einer grossen schulternahen Arterie stellt sich als Todesursache von Ötzi heraus.

3. März 2009
Nach einem 48 Stunden dauernden Fotoshooting sind hochauflösende Fotos der Gletschermumie auch in 3D im Internet abrufbar.

30. August 2010
Nach jahrelangem Rechtsstreit erhält Finderin Erika Simon (ihr Mann ist inzwischen verstorben) einen Finderlohn in Höhe von 175'000 Euro.

28. Februar 2011
Unter dem Titel «Ötzi hoch 20» öffnet eine Sonderausstellung rund um den Mann aus dem Eis im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen ihre Pforten.

Februar 2012
Es wird bekannt, dass «Ötzi» eine genetische Veranlagung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatte, an der von Zecken übertragenen Infektionskrankheit Borreliose litt und keine Milch vertrug.

Mai 2012
Wissenschaftler entdecken an der Mumie rote Blutkörperchen – der angeblich älteste Nachweis von Blut überhaupt.

April 2016
Das Südtiroler Archäologiemuseum entwickelt eine 1:1-Kopie von Ötzi. Die Replik aus Harz ist auf Basis von Computertomographie-Bildern der Mumie erstellt worden.

Dezember 2017
Der prähistorische Rachethriller «Der Mann aus dem Eis» zeichnet die möglichen letzten Tage im Leben von Ötzi nach und erscheint im Kino.

Mai 2018
Es wird bekannt, dass «Ötzi» gleich drei Verkalkungen im Herzbereich hatte.

veröffentlicht: 19. September 2021 18:21
aktualisiert: 19. September 2021 18:21
Quelle: sda

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