Während einer Nacht und Nebelaktion brachten zwei Tierschutzaktivistinnen im Juni 2020 grausame Tatsachen ans Licht. Für einen Beitrag in der «Rundschau» drangen die zwei Frauen während einer illegalen Aktion in einen Trutenstall eines Fricktaler Mästers ein. Dabei wurden sie während einer längeren Zeit von einem Kamerateam des «SRF» begleitet. Zu sehen in der Doku, welche unter dem Namen «Tierschutz radikal: Aktivistinnen brechen in Ställe ein», veröffentlicht wurde, ist der Prozess von den Vorbereitungen bis hin zum Einbruch. Auch Teile von den dramatischen Bildern im Innern des Betriebes kann man im Beitrag sehen. Verletzte und leidende Tiere sowie leblose Truthähne sind im Video ersichtlich.
Aktivistinnen wurden durch Beitrag ausfindig gemacht
Der Trutenmäster aus dem oberen Fricktal hat sich vor den Medien zum Vorfall nie geäussert. Wie ein Vertreter des Geflügelfleischverbands «Frifag» im SRF-Beitrag erzählte, sei der betroffene Betrieb sogar mit dem IP-Suisse-Label versehen und somit ein Vorzeigehof. Zudem erwähnt er im Beitrag, dass die Aktion der Tierschutzaktivistinnen den Tieren geschadet habe und sie dadurch starkem Stress ausgesetzt gewesen seien. Ähnlich äusserte sich die Kantonstierärztin Barbara Thür im Beitrag.
Für die beiden Frauen war das Angebot von SRF so verlockend, dass sie dem «Rundschau»-Beitrag zusagten. Wie sich später herausstellte, konnten ihre Identitäten aufgrund des Filmmaterials herausgefunden werden. Das, weil ein nicht gänzlich verpixeltes Kontrollschild in den Aufnahmen zu sehen war. Der Name der zweiten Frau wurde über die Auswertungen von deren Mobiltelefon aufgedeckt. Für ihre Aktion mussten sie sich strafrechtlich verantworten. Beide haben gegen den von der Staatsanwaltschaft gestellten Strafbefehl Einspruch erhoben. Ihr Fall kommt am 14. Februar sowie am 16. März vors Bezirksgericht Laufenburg.
«Ich habe nichts Strafbares gemacht»
Den beiden Frauen wird im Fricktaler Fall Hausfriedensbruch vorgeworfen. Die 25-jährige und gebürtige Fricktalerin Annina Adler musste sich am Dienstag als Erste vor dem Bezirksgericht Laufenburg verantworten. Gegenüber Tele M1 erzählt sie, dass sie einen Freispruch fordert: «Ich finde nicht, dass ich etwas Strafbares gemacht habe. Ich habe das Leid der Tiere dokumentiert. Das bestand trotz des Tierschutzgesetzes.» Ihrer Meinung nach hat sie deshalb richtig gehandelt: «Ich versuche zu zeigen, dass Tiere schöne Geschöpfe sind, welche es zu schützen gilt.»
Der 25-Jährigen wird im selben Prozess nicht nur Hausfriedensbruch, sondern auch Tierquälerei vorgeworfen. Das aufgrund eines jüngeren Vorfalls in Eptingen, im Kanton Basel-Landschaft. Mitte 2021 soll Adler mit mehreren Komplizen in einen Lege-Betrieb eingebrochen sein. Die Aktion wurde ebenfalls gefilmt. Als Mahnmal deponierten sie im Betrieb zwei tote Hühner, auf die sie Rosen legten. Vor Gericht hat sich Adler am Dienstag selber vertreten. Gegenüber dem Einzelrichter erklärte sie, dass es ihr leidtäte, dass sie mit ihrer Aktion anderen Menschen Schaden zufügte. Jedoch sei das nötig gewesen, um auf die Missstände hinzuweisen. Der betroffene Bauer aus dem Friktal wurde während des Prozesses per Telefon zugeschaltet. Er hat laut Tele M1 erzählt, dass die Aktion unverzeihlich und illegal war.
Insgesamt elf Tierschutzfälle werden in den nächsten Wochen vor dem Bezirksgericht Laufenburg verhandelt. Bereits im Dezember stand ein Tieraktivist in Laufenburg vor Gericht. Zusammen mit weiteren Aktivistinnen und Aktivisten störte er einen Gottesdienst, um auf das Tierleid aufmerksam zu machen. Das Urteil gegen Adler wird im Frühling erwartet.
(mbr)