Vor- und Nachteile

1 Euro < 1 Franken – das musst du zum Absturz der EU-Währung wissen

13.07.2022, 09:08 Uhr
· Online seit 13.07.2022, 08:07 Uhr
Der Euro ist gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren gefallen. Die gemeinsame Währung vieler EU-Staaten leidet unter dem Gasstreit mit Russland und den niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank. Wer sich jetzt auf billiges Einkaufen im Euroraum freut, könnte enttäuscht werden.
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Was sind die Gründe für den Kursverlust des Euro?

Vor einem Jahr war der Euro noch 1,19 US-Dollar wert. Jetzt liegen beide Währungen gleichauf. Wie der «Spiegel» schreibt, wird der Euro aktuell vor allem durch die Sorge vor einer Eskalation des Gaskonflikts mit Russland geschwächt. Dadurch könnte es zu einer tiefen Rezession kommen, warnen Ökonomen. Zwar könnten auch die USA in den kommenden Monaten in eine Rezession geraten. Anders als in Europa wäre dieser Abschwung allerdings besser kalkulierbar. Das bedeutet, dass der Dollar im Vergleich zum Euro stärker dasteht.

Hinzu kommt der grosse Zinsunterschied. In der Eurozone liegt der wichtige Leitzins der Europäischen Zentralbank aktuell noch bei 0,0 Prozent. In den USA hat die Federal Reserve den US-Leitzins hingegen bereits auf 1,5 bis 1,75 Prozent angehoben. Das macht die Geldanlage im Dollar-Raum attraktiver. Analysten rechnen bereits damit, dass sich der Wertverfall des Euro weiter fortsetzen wird.

Warum ist der schwache Euro ein Problem?

Euroraum-Bürgerinnen und -Bürger, die ihre Sommerferien ausserhalb der Eurozone verbringen möchten, werden die Schwäche des Euro im eigenen Portemonnaie spüren. Sie können sich weniger kaufen. Auch werden viele Importgüter aus Asien und Amerika wegen des Euroverfalls teurer. In der Tendenz erhöht das die Inflation in der Eurozone weiter.

Es gibt allerdings auch einen gegenläufigen Effekt: Durch die Schwäche des Euro werden Exporte aus der Eurozone international günstiger und damit wettbewerbsfähiger. Trotzdem: Am Ende des Tages «werden wir uns für einen Euro weniger an Einfuhren leisten können. Wir werden ärmer, und der schwache Euro ist ein Symptom dieser Entwicklung», zitiert der Spiegel einen Ökonomen.

Was bedeutet die Euro-Schwäche für die Schweiz?

Für Schweizerinnen und Schweizer wird der Einkauf im Euroraum noch attraktiver. Sowohl wenn du online kaufst als auch, wenn du über die Grenze zum Shoppen fährst – du bekommst für deine Franken etwas mehr als bisher. Allerdings: Die starke Inflation im Ausland könnte die Vorteile des stärkeren Frankens schnell zunichte machen.

Auf der anderen Seite wird es für die Schweizer Exportfirmen schwieriger, ihre Produkte in den Euroraum zu verkaufen. Diese werden dort nämlich relativ gesehen teurer. Im Vergleich mit dem Jahr 2015, als der Euro bereits einmal unter den Frankenkurs rutschte, reagiert die Schweizer Wirtschaft allerdings recht gelassen auf den Euro-Absturz. Laut «Blick» liegt das vor allem daran, dass die Schweiz auf dem Weltmarkt heute konkurrenzfähiger ist.

Was kann gegen den Kurverlust des Euro getan werden?

Kurzfristig ist die Kursentwicklung des Euros vor allem vom Konflikt mit Russland abhängig. Sollte Russland den Gashahn wieder aufdrehen, könnte sich auch der Euro etwas stabilisieren. Das habe Europa allerdings nicht selbst in der Hand, schreibt der Spiegel.

Ausserdem könnte die Europäische Zentralbank ihren Leitzins stärker anheben als jene 0,25 Prozentpunkte, die sie bislang für nächste Woche versprochen hat. Experten rechnen allerdings nicht damit, dass die EZB sich zu grösseren Zinsschritten entscheiden wird. Ein solches Manöver könnte das Wirtschaftswachstum bremsen und so Arbeitsplätze kosten.

(osc)

veröffentlicht: 13. Juli 2022 08:07
aktualisiert: 13. Juli 2022 09:08
Quelle: Today-Zentralredaktion

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