Quelle: CH Media Video Unit
Nach Polizeiangaben würden in Rheinland-Pfalz knapp unter 100 Menschen vermisst, sagte Innenminister Roger Lewentz am Freitagmorgen im Deutschlandfunk. Stundenlanger Starkregen hatte zu den verheerenden Überschwemmungen in mehreren Regionen geführt. Die Regierungen der beiden betroffenen Bundesländer kamen zu Sondersitzungen zusammen. Deutschlands Regierungschefin Angela Merkel hatte den Betroffenen am Donnerstag Hilfen zugesagt. Während eines Besuchs bei US-Präsident Joe Biden in Washington sprach sie von einer «Tragödie».
Dramatisch war die Situation am Freitagvormittag in Erftstadt-Blessem südwestlich von Köln. Dort wurden Häuser unterspült und stürzten ein. «Es gibt Todesopfer», sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung Köln. Eine Zahl wurde noch nicht genannt.
++ Eilmeldung ++ In #Erftstadt-Blessem sind Häuser massiv unterspült worden und einige eingestürzt. Es werden etliche Personen vermisst. Aus den Häusern kommen Notrufe, aber eine Rettung ist vielfach nicht möglich. Unser Katastrophenschutz ist vor Ort. Fotos: Rhein-Erft-Kreis pic.twitter.com/Waaq3tMciM
— BezirksregierungKöln (@BezRegKoeln) July 16, 2021
Von der Bezirksregierung verbreitete Luftbilder und Fotos von dpa-Fotografen zeigen Erdrutsche von gewaltigem Ausmass. Häuser wurden mitgerissen und verschwanden. Autos lagen in neu entstandenen riesigen Erdlöchern neben Betonteilen der ehemaligen Kanalisation.
Aus den Häusern kämen immer wieder Notrufe. Menschen könnten derzeit aber nur mit Booten vom Wasser aus gerettet werden, hatte die Behörde zuvor mitgeteilt. Mehrere Pflegeheime würden geräumt.
In Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerung und Katastrophenschutz (BBK) in Bonn 23 Städte und Landkreise von Überschwemmungen betroffen. Das dortige Innenministerium sprach am Freitag von 43 Toten. Die Feuerwehr rettete am Donnerstagabend im Kreis Heinsberg drei schwer verletzte Menschen aus dem Fluss Wurm, die zu ertrinken drohten.
In Rheinland-Pfalz ist der Kreis Ahrweiler Schwerpunkt der Katastrophe. Allein im Dorf Schuld an der Ahr mit 700 Einwohnern wurden mehrere Häuser von den Wassermassen mitgerissen, zahlreiche weitere Gebäude teils schwer beschädigt. Erhebliche Schäden gab es auch in weiteren Regionen der Eifel sowie im Landkreis Trier-Saarburg.
Zur Zahl der Toten in Rheinland-Pfalz sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Koblenz: «Die Befürchtung ist, dass es noch mehr werden.» Die Bergungsarbeiten liefen weiter. Der Kreis Ahrweiler hatte von 1300 Vermissten im Kreisgebiet gesprochen. Eine Sprecherin erklärte das auch mit dem teilweise lahmgelegten Mobilfunknetz. Daher gebe es keinen Handy-Empfang; viele Menschen seien nicht erreichbar.
An den Flüssen und Seen in Baden-Württemberg erwarten die Experten für Freitag steigende Wasserstände. In einigen Regionen wurden erneut Strassen gesperrt, im Allgäu stand ein Wohngebiet unter Wasser. Der Deutsche Wetterdienst warnte bereits vor schnellen Anstiegen vor allem in kleineren Gewässern des Südwestens.
In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist der Zugverkehr stark beeinträchtigt. Zahlreiche Strecken seien komplett gesperrt oder nur eingeschränkt befahrbar, teilte die Deutsche Bahn am Freitag mit. «Die Wassermassen haben Gleise, Weichen Signaltechnik, Bahnhöfe und Stellwerke in vielen Landesteilen von NRW und Rheinland-Pfalz stark beschädigt.» Allein in Nordrhein-Westfalen seien Gleise auf einer Länge von rund 600 Kilometern betroffen. Im Fernverkehr ist unter anderem der Abschnitt Köln-Wuppertal-Hagen-Dortmund derzeit den Angaben zufolge nicht befahrbar.