Fehler der Behörden

Attila Hildmann droht nun Auslieferung – er hat türkischen Pass gar nicht

· Online seit 19.10.2022, 15:17 Uhr
In Deutschland wurde Rechtsextremist Attila Hildmann unter anderem wegen Volksverhetzung gesucht, worauf er sich in die Türkei absetzte. Dass die deutschen Behörden bisher nie auf seine Auslieferung gepocht haben, liegt an einem grossen Irrtum.
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Droht Attila Hildmann nun etwa doch die Auslieferung aus der Türkei, der Heimat seiner Eltern? Wohl aufgrund seiner Wurzeln hatten die deutschen Behörden stets angenommen, dass der 41-Jährige nebst der deutschen auch die türkische Staatsangehörigkeit besitze. Folglich bemühte sie sich nicht um seine Überstellung.

Nur: Hildmann ist gar kein Doppelbürger – auch wenn er dies nach seiner Flucht selbst behauptet hatte. Der Grund hierfür könnte sein, dass Hildmann erstens nicht in der Türkei, sondern in Berlin zur Welt kam und später als Kind von deutschen Eltern adoptiert wurde.

Ankara informierte Berlin

Ganz offensichtlich ist dieser Irrtum nun auch von den Behörden selbst bemerkt worden:  «Die Ermittlungen laufen weiterhin», sagt ein Sprecher der Berliner Generalstaatsanwaltschaft gegenüber dem «Stern». «Nach hiesiger Kenntnis besitzt der Beschuldigte nur die deutsche Staatsangehörigkeit.»

Allerdings gibt es Indizien, wonach die Staatsanwaltschaft in Deutschland bereits im März dieses Jahres wusste, dass Hildmann die türkische Staatsbürgerschaft nicht besitzt. Damals hatte das Interpol-Büro der türkischen Hauptstadt Ankara die Ermittler in Berlin nämlich darauf aufmerksam gemacht. Er sei registermässig nicht erfasst.

Er wird wegen Volksverhetzung gesucht

Lange hat die Staatsanwaltschaft diesbezüglich geschwiegen oder an ihrer Annahme festgehalten – bis jetzt. Für Hildmann heisst das nun: Stellt Deutschland ein Auslieferungsgesuch, könnte er tatsächlich in seiner offiziellen Heimat inhaftiert werden.

Hildmann ist seit Dezember 2020 auf der Flucht – die deutsche Justiz sucht ihn wegen Volksverhetzung, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger oder terroristischer Organisationen und Beleidigung. Seit Februar letzten Jahres auch per internationalem Haftbefehl.

Während der Coronapandemie war der frühere vegane Promikoch und Kochbuchautor zu einer der lautesten Stimmen Deutschlands gegen die Regierung und deren Handhabung der Krise geworden.

veröffentlicht: 19. Oktober 2022 15:17
aktualisiert: 19. Oktober 2022 15:17
Quelle: Today-Zentralredaktion

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