Es sei im vergangenen Jahr zu Beginn der Pandemie «sehr angenehm gewesen», als der Bundesrat im Einzelnen einfach die Position der Wissenschaft angehört und diese umgesetzt habe. «Dies hat dazu geführt, dass wir behauptet haben, das Masken sogar schädlich sein könnten», sagte der 49-jährige SP-Politiker.
Die offizielle Position von vielen Experten aus der Wissenschaft habe damals gelautet, dass man in der Bevölkerung die korrekte Anwendung der Hygienemasken nicht einfach voraussetzen könne, und eine falsche Handhabung sogar schädlich sein könnte. «Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich das mehr hätte hinterfragen müssen», sagte Berset.
Der Minister verneinte allerdings, dass der Bund zunächst vom Tragen von Masken nur deshalb abgeraten habe, weil zu Beginn in der Schweiz zu wenig Exemplare für alle verfügbar waren. Wäre die Regierung damals der Überzeugung gewesen, dass Masken hilfreich seien, hätte man sich einfach mit dem vorhandenen Material arrangieren müssen, sagte Berset.
Dagegen pries Berset die Entscheide des Bundes in der Impfkampagne. In der Schweiz würden die besten Impfungen gegen das Coronavirus eingesetzt, die es weltweit gebe, sagte der Gesundheitsminister. Es würden nur modernste Impfungen mit der mRNA-Technologie verabreicht. Bis im Sommer könnten das nur sehr wenige Länder überhaupt tun.
Die Krise habe den Teamgeist im Bundesrat gestärkt, meinte Berset weiter. Die Situation sei zeitweise allerdings «physisch sehr brutal» gewesen für alle Mitglieder des Bundesrats. Er habe nicht gewusst, ob er «das aushalten kann», sagte Berset. Nach dem ersten Schock sei er Ende April und Mitte Mai 2020 «richtig erschöpft» gewesen. Er habe unter sehr starkem Druck gestanden. Schlafen habe er aber glücklicherweise immer sehr gut können.