Proteste im Iran

Brand und Schüsse im berüchtigtem Ewin-Gefängnis in Teheran

· Online seit 16.10.2022, 12:57 Uhr
Im Norden der iranischen Hauptstadt Teheran eskaliert ein Konflikt in einem berüchtigten Gefängnis, wo zahlreiche regimekritische Gefangene inhaftiert sind. Aktivisten werfen dem Regime vor, die Haftanstalt angezündet zu haben. Die Hintergründe sind unklar.

Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli

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Im berüchtigten Ewin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran ist bei einem Konflikt zwischen Inhaftierten und dem Sicherheitspersonal ein Feuer ausgebrochen, wie die «Limmattaler Zeitung» schreibt. Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete zunächst von einer Auseinandersetzung zwischen «Hooligans und Randalierern» mit den Gefängniswärtern am Samstagabend.

Das Textillager der Anstalt sei in Brand gesteckt worden, hiess es weiter. Die Lage sei jedoch nach kurzer Zeit wieder unter Kontrolle gebracht worden. Die Feuerwehr habe den Brand inzwischen gelöscht. Was genau in dem Gefängnis geschah, liess sich nicht unabhängig überprüfen. Aktivisten werfen den Behörden vor, das Gefängnis angezündet zu haben.

Schüsse und Explosionen in der Haftanstalt

Die Hintergründe blieben zunächst offen. Teherans Staatsanwalt bestritt einen Zusammenhang mit den anhaltenden systemkritischen Protesten, die sich seit vier Wochen im Land ausgebreitet haben. Er betonte, es habe sich bei dem Zwischenfall am Samstag um einen internen Konflikt im Gefängnis zwischen verurteilten Dieben gehandelt.

In den sozialen Medien war auch von Schüssen in der Haftanstalt die Rede. Auf tausendfach geteilten Videos waren chaotische Bilder rund um das Gefängnis zu sehen. Die Bilder konnten zunächst nicht verifiziert werden. Viele Angehörige der Inhaftierten eilten Medienberichten zufolge aus Sorge zum Ort des Geschehens.

Ein Reporter der reformorientierten iranischen Tageszeitung «Shargh» hörte eigenen Angaben zufolge mehrere laute Explosionen am Ort des Geschehens. Mehrere Feuerwehrfahrzeuge fuhren demnach zu dem Gefängnis im Norden der Hauptstadt, um die Flammen zu bekämpfen. Die Strassen rund um die Haftanstalt seien abgesperrt worden. Auch Hupkonzerte wurden demnach vernommen, die während der landesweiten Proteste immer wieder Zeichen der Solidarität mit den Demonstrationen sind.

USA äussern sich besorgt

Die USA äusserten sich derweil besorgt über die dramatische Lage in dem Teheraner Gefängnis. «Wir verfolgen die Berichte aus dem Ewin-Gefängnis mit grosser Dringlichkeit», schrieb der Sprecher des US-Aussenministeriums, Ned Price, auf Twitter. «Iran trägt die volle Verantwortung für die Sicherheit unserer zu Unrecht inhaftierten Bürger, die unverzüglich freigelassen werden sollten.»

Bereits vor wenigen Tagen war in einem Gefängnis im Nordiran eine Meuterei ausgebrochen, bei der auch einige Inhaftierte ums Leben gekommen waren. Bei dem Vorfall in Teheran wurden laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna bislang acht Verletzte gemeldet.

Im Ewin-Gefängnis im Norden Teherans sitzen nicht nur zahlreiche politische Gefangene, sondern auch Demonstranten, die dort wegen ihrer Teilnahme an den systemkritischen Protesten der vergangenen vier Wochen inhaftiert sind. Seit einem Monat dauern die regimekritischen Demonstrationen im Iran an.

Ausgelöst wurden die Proteste durch den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte Amini in Polizeigewahrsam genommen, weil sie gegen die vorgeschriebene Kleiderordnung verstossen haben soll. Richteten sich die Proteste zuerst gegen das zwangsweise Tragen von Kopftüchern, stellen sie inzwischen das islamische Herrschaftssystem im Iran in Frage.

(hck/dpa)

veröffentlicht: 16. Oktober 2022 12:57
aktualisiert: 16. Oktober 2022 12:57
Quelle: Limmattaler Zeitung

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