Schulung für Polizisten

Deutschland will «Klima-Kleber von der Strasse holen» – zieht die Schweiz nach?

14.02.2023, 13:54 Uhr
· Online seit 14.02.2023, 13:35 Uhr
Wie man festgeklebte Hände von Klima-Protestierenden am besten vom Boden löst, sollen rund 10'000 Polizistinnen und Polizisten im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen in einer Ausbildung lernen. Ist das auch in der Schweiz ein Thema?

Quelle: ZüriToday/ Lea Hilff, Video vom 19. Oktober 2022

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Sie taten es auf der Zürcher Hardbrücke, auf der Berner Lorrainebrücke, auf den Rollfeldern der Flughäfen Berlin und München – und an zahlreichen weiteren Orten weltweit. Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten klebten sich 2022 auf Strassen fest, um auf die drohende Klima-Katastrophe aufmerksam zu machen.

Damit hört es 2023 nicht auf: Die Störaktionen in der Schweiz werden dieses Jahr weitergehen, wie Renovate Switzerland ankündigte. Deutschland hat nun aufgerüstet und will «die Klima-Kleber von der Strasse holen».

Neue Ausbildung schult Beamte

In einer neuen digitalen Ausbildung sollen über 10'000 Polizistinnen und Polizisten im Bundesland Nordrhein-Westfalen «die erforderlichen Kompetenzen» erlernen, um die festgeklebten Hände der Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten vom Boden abzulösen. Dies hat Innenminister Herbert Reul angekündigt. Bislang waren dafür im Bundesland einzelne wenige Beamtinnen und Beamte zuständig, wie die «Faz» schreibt.

Ausbildung soll Gefahr für Verkehrsteilnehmende reduzieren 

Dank der Ausbildung können so bald mehr Beamtinnen und Beamte Hände von Protestierenden vom Boden lösen. Damit würden die Einsätze deutlich weniger lang dauern und die Gefahr für Verkehrsteilnehmende sei reduziert. «Wir holen Klima-Kleber von der Strasse. Schnell, effizient und direkt», so Innenminister Reul. Die Ausbildung führte auf Twitter zu Diskussionen.

Viele Kommentierende finden die Ausbildung unnötig und bemängeln, dass dafür Steuergelder aufgewendet würden. Einige würden die Vorgehensweise der französischen Polizei bevorzugen. Diese reisst die Protestierenden einfach vom Boden weg – ohne Rücksicht auf Verletzungen.

Sind in der Schweiz Schulungen geplant?

Werden in der Schweiz Polizistinnen und Polizisten zukünftig auch speziell zum Ablösen der Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten ausgebildet? Gesamtschweizerisch gebe es keine Bestrebungen, denn die Kantone seien unterschiedlich stark betroffen und verfolgten andere Strategien, sagt Adrian Gaugler, Sprecher der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandantinnen und -kommandanten auf Anfrage der Today-Redaktion.

In Zürich benutzt Polizei Sonnenblumenöl – reicht das?

In der Stadt Zürich, wo sich die Aktivistinnen und Aktivisten im letzten Jahr an verschiedenen Orten festklebten, seien Ausbildungen für Polizistinnen und Polizisten derzeit kein Thema. Marc Surber, Sprecher der Stadtpolizei Zürich sagt: «Bis jetzt gab es keine Schulung.» Die Polizistinnen und Polizisten würden die Hände der Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten mit Sonnenblumenöl vom Asphalt lösen. Falls die Aktivistinnen und Aktivisten in Zürich aber in Zukunft andere Kleber benutzen sollten, bei welchen das Öl nicht die gewünschte Wirkung hat, «müssten die Feuerwehr und die Sanität von Schutz & Rettung Zürich beigezogen werden.»

Berner Kantonspolizei setzt auf Erfahrung

Auch in Bern ist eine spezifische Ausbildung kein Thema. Bei den bisherigen Einsätzen konnten die Aktivistinnen und Aktivisten rasch vom Boden gelöst werden. Die Mitarbeitenden seien aber über den Ablauf informiert, so Jolanda Egger, Sprecherin der Kantonspolizei Bern. «Erfahrungen, zum Beispiel aus vergangenen Einsätzen, oder anderweitig relevante Erkenntnisse werden, wie üblich, bei Bedarf auch laufend an die Mitarbeitenden weitergegeben.»

veröffentlicht: 14. Februar 2023 13:35
aktualisiert: 14. Februar 2023 13:54
Quelle: Today-Zentralredaktion

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