«Wir wissen nicht, wo unser Sohn ist, auch seinen Gesundheitszustand kennen wir nicht», sagte sein Vater Dmitri Protassewitsch am Donnerstag in Warschau. Ein von der Familie beauftragter Anwalt sei nicht zu dem inhaftierten 26-Jährigen vorgelassen worden. Er habe auch keine Auskunft darüber erhalten, in welchem Untersuchungsgefängnis er einsitze.
Die Behörden der autoritär regierten Republik Belarus hatten eine Passagiermaschine der irischen Fluggesellschaft Ryanair am Sonntag auf dem Weg von Griechenland nach Litauen mit einem Kampfjet vom Typ MiG-29 zur Landung gebracht - angeblich wegen einer Bombendrohung. Die stellte sich später als Fehlalarm heraus. Mehr als 100 Menschen waren an Bord, darunter der Regierungskritike Protassewitsch und seine Freundin Sofia Sapega. Beide wurden festgenommen. Am Montag war Protassewitsch in einem von Staatspropaganda verbreiteten Video aus der Untersuchungshaft zu sehen. Er beteuerte darin, dass korrekt mit ihm umgegangen werde. In dem Film bekannte sich der Blogger auch dazu, Massenunruhen organisiert zu haben.
Die Aufnahmen zeigten deutliche Spuren von Misshandlung im Gesicht ihres Sohnes, betonten die im polnischen Exil lebenden Eltern erneut. Das Geständnis sei erzwungen worden.
Sie widersprachen auch den Vorwürfen des belarussischen Machthabers Alexander Lukaschenko, Roman Protassewitsch habe als Söldner in der Ostukraine aufseiten der Regierungstruppen gekämpft. «Im Donbass war er als Reporter», sagte Mutter Natalia Protassewitsch. «Seine Waffe war nur das Wort», sagte der Vater, ein ehemaliger Offizier der belarussischen Armee. Es seien viele Spekulationen im Umlauf, die seinen Sohn diskreditieren sollten.
Die Mutter richtete einen emotionalen Appell an die internationale Gemeinschaft, auf die Freilassung Protassewitschs zu dringen. «Meine Seele schreit: Rettet Roman, rettet meinen Sohn!», sagte sie.