Quelle: CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris
Today: Die Situation im Norden des Kosovos ist am Montagabend eskaliert. Wie schätzen Sie die Lage vor Ort jetzt ein?
Oberst Generalstaab Raoul Barca: Die Situation bleibt nach wie vor stabil, aber sehr volatil. Man hatte es am Ende des Nachmittags in der Gemeinde Zvecan gesehen, wo es zu Ausschreitungen zwischen den Demonstranten und der KFOR gekommen ist.
Befinden sich auch Schweizer Militär-Angehörige in der Konfliktregion?
Es befinden sich Schweizer Militärs in der Konfliktregion. Wir haben ein Liaison- und Monitoring-Team (LMT), das die Situation beobachtet. Sie waren am Montag aber nicht in Zvecan, es befinden sich keine Schweizer in Zvecan. Wir sind in Zubin Potok und Mitrovica. Dort beobachten wir die Situation.
Die Kräfte, die gestern vonseiten der KFOR eingesetzt wurden, waren chinesische Kräfte – ein ungarisches Bataillon und eine italienische Einheit. Dort sind die Schweizer nicht beteiligt. Solche Aufgaben übernehmen wir nicht.
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Das heisst, es gibt für Swisscoy keine Konsequenzen?
Es gibt Konsequenzen in der Lagebeurteilung. Wir müssen unsere Leute immer wieder sensibilisieren. Doch aufgrund des Geschehenen gibt es keine direkten Konsequenzen für Schweizer Soldaten, weil wir solche Aufträge nicht übernehmen. Darauf sind andere Einheiten spezialisiert. Wenn diese zum Einsatz kommen, werden unsere LMT-Teams zurückgezogen. Das war gestern der Fall.
Ist es kein Thema, die anderen Einheiten zu unterstützen?
Nein, weil wir als Schweizer nicht direkt betroffen sind.
Die Situation ist sicherlich auch für Sie recht schwierig.
Solche Situation benötigen eine gute Lagebeurteilung, damit wir die richtigen Entscheidungen treffen und unsere Leute rechtzeitig zurückziehen. Das war bis jetzt immer der Fall.
Wie sieht der Handlungsspielraum von Swisscoy aus?
Wir haben Aufträge, die wir für die KFOR erledigen müssen. Doch jede Nation hat seine nationalen Einschränkungen. Eine der Einschränkungen der Schweiz ist, in solchen Situationen nicht dabei zu sein.
Wie schätzen Sie die Zukunft in der Region ein?
Weil die Situation sehr volatil ist, ist es äusserst schwierig, die Lage einzuschätzen. Auch am Dienstag gab es wieder Demonstrationen. Diese verliefen friedlich und ohne Ausschreitungen zwischen der kosovarischen Polizei – oder der KFOR – und den Demonstranten ab.
Innert 24 Stunden kann man eine komplett andere Lage haben. Morgen könnte es wieder anders sein.
Gibt die volatile Situation einen Anlass, etwas an der Aufgabe von Swisscoy zu ändern?
Für die Swisscoy gibt es keinen Grund, etwas zu ändern, weil wir korrekt aufgestellt sind. Wir können unseren Auftrag für die KFOR und die Sicherheit im Kosovo weiterhin leisten.
Wie viele Schweizer Soldaten sind im Kosovo?
Wir haben zurzeit 147 Soldaten im Einsatzgebiet – von einem Maximalbestand von 195. Einige Soldaten sind zurzeit in den Ferien.
Ist die Sicherheit der Schweizer Soldaten gewährleistet?
Die Sicherheit geniesst unsere höchste Priorität. Sie wird auch regelmässig beurteilt. Die Lage ist für unsere Soldaten derzeit nicht gefährlich.
Gibt es einen Grund zur Beunruhigung?
Nein, überhaupt nicht.
(yab/gin)