Dass der Friedensnobelpreis an die Organisation Nihon Hidankyo geht, gab das norwegische Nobelkomitee in Oslo bekannt. Man habe die Organisation noch nicht erreichen können, um ihr von ihrer Auszeichnung zu berichten, sagte der neue Vorsitzende des Komitees, Jørgen Watne Frydnes, bei der Preisbekanntgabe.
Kein klarer Favorit
In Zeiten von Nahost-Konflikt, Ukraine-Krieg und Dutzenden weiteren gewalttätigen Konflikten in der Welt hatte sich in diesem Jahr vor der Preisbekanntgabe kein klarer Favorit auf den Friedensnobelpreis abgezeichnet. Nominiert wurden diesmal insgesamt 286 Kandidatinnen und Kandidaten, unter ihnen 197 Persönlichkeiten und 89 Organisationen. Das waren deutlich weniger als in den Vorjahren. Die Namen der Nominierten werden von den Nobel-Institutionen traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten.
Friedensforscher: Nobelpreisträger-Wahl dreifach erfreulich
Der führende Friedensforscher Dan Smith hält die Kür der japanischen Organisation Nihon Hidankyo zum diesjährigen Friedensnobelpreisträger aus gleich drei Gründen für gelungen. Zum einen werde der Fokus wirklich auf die menschlichen Auswirkungen des Atomwaffengebrauchs gerichtet, zum anderen ein Schlaglicht auf die derzeitigen internationalen Beziehungen und Spannungen gerichtet, sagte der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri der Deutschen Presse-Agentur.
Der dritte Aspekt seien die 80. Jahrestage der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki im kommenden Jahr. «Das bedeutet auch, dass wir es geschafft haben, seit fast 80 Jahren keine Atomwaffen einzusetzen», sagte Smith. Gleichzeitig scheine das Tabu, nukleare Waffen nicht zu gebrauchen, mehr und mehr zu verschwinden, warnte der Friedensforscher unter anderem mit Blick auf russische Drohungen gegen den Westen.
Nihon Hidankyo wird für den Einsatz für eine atomwaffenfreie Welt mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die Auswahl der aus Hiroshima- und Nagasaki-Überlebenden bestehenden Organisation habe ihn überrascht, sie sei aber eine «intelligente, gut informierte und umsichtige Wahl», sagte Smith. «Ich bin begeistert davon», sagte er. Es sei ausgezeichnet, die Atombombenüberlebenden auf diese Weise zu ehren.
Zuletzt wurden mehrere Menschenrechtler ausgezeichnet
Das Nobelkomitee hat in den vergangenen Jahren mehrmals Menschenrechtler statt klassische Friedensstifter mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Im vergangenen Jahr war die Auszeichnung an die inhaftierte iranische Frauenrechtsaktivistin Narges Mohammadi gegangen. Sie wurde damit «für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf für die Förderung der Menschenrechte und der Freiheit für alle» geehrt.
In dieser Woche sind in Stockholm bereits die diesjährigen Nobelpreisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie und Literatur verkündet worden. Am Montag folgt zum Abschluss noch die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften, die als einzige nicht auf das Testament des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht, sondern seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Zentralbank gestiftet wird.
Feierlich überreicht werden die Nobelpreise allesamt traditionell an Nobels Todestag am 10. Dezember, der Friedensnobelpreis dabei als einziger nicht in Stockholm, sondern in Oslo. Dotiert sind die Auszeichnungen mit einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) pro Kategorie.
(sda)
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.