Kriegsfolgen

Gas wird in Deutschland Mangelware

· Online seit 23.06.2022, 21:36 Uhr
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine klettern die Preise für Lebensmittel und Sprit - und nun wird auch noch das Gas sehr knapp.
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Wegen extrem gedrosselter Lieferungen aus Russland rief die deutsche Regierung am Donnerstag die Alarmstufe im «Notfallplan Gas» aus. Wirtschaftsminister Robert Habeck mahnte Firmen und Verbraucher, Gas zu sparen. Nötig sei eine «nationale Kraftanstrengung».

Gas-Versorgung noch gewährleistet

Habeck sagte: «Gas ist von nun an ein knappes Gut in Deutschland.» Zurzeit sei die Versorgungssicherheit aber gewährleistet. Er rief unter anderem dazu auf, Heizungsanlagen warten zu lassen. Dadurch seien Einsparungen von 15 Prozent möglich.

Russlands staatlicher Energieriese Gazprom hat die Gaslieferungen nach Deutschland seit rund einer Woche von maximal 167 Millionen Kubikmeter pro Tag auf 67 Millionen Kubikmeter reduziert. Moskaus Darstellung zufolge sind daran Sanktionen schuld, die der Westen als Reaktion auf Russlands Angriff verhängt hat.

UN-Chef könnte Getreide-Deal ins Trockene bringen

Hingegen scheinen die Verhandlungen zum Durchbrechen der russischen Getreide-Blockade offenbar Fortschritte zu machen: UN-Sicherheitsratskreise bestätigten der Deutschen Presse-Agentur die Möglichkeit eines Treffens der Konfliktparteien zusammen mit UN-Generalsekretär António Guterres in der Türkei - womöglich schon kommende Woche. Die Gespräche befänden sich an einem Punkt, an dem der UN-Chef direkt mit Russen und Ukrainern verhandeln würde, um einen Deal ins Trockene zu bringen.

Die Ukraine beklagt, dass die russische Kriegsmarine ihre Häfen im Schwarzen Meer blockiere. Beide Länder gehören zu den grössten Weizenexporteuren und spielen eine wichtige Rolle für die Ernährungssicherheit in der Welt. Die Vereinten Nationen warnen bereits vor der grössten Hungersnot seit Jahrzehnten.

Ernte sollte nicht geringer ausfallen

Ungeachtet von Krieg und teurem Dünger fällt aber die Weltgetreideernte in diesem Jahr nach UN-Schätzung nur unwesentlich geringer aus als 2021. Bislang erwartet werden 2,785 Milliarden Tonnen, das wären lediglich rund 23 Millionen Tonnen weniger als im vorangegangenen Wirtschaftsjahr, sagte Josef Schmidhuber, Ökonom bei der UN-Agrarorganisation FAO.

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnte dennoch, dass die Zahl der von akuter schwerer Mangelernährung bedrohten Kinder stark steigt. Fast acht Millionen Kinder unter fünf Jahren in 15 Krisenländern seien dadurch vom Tod bedroht, teilte Unicef Deutschland mit.

veröffentlicht: 23. Juni 2022 21:36
aktualisiert: 23. Juni 2022 21:36
Quelle: sda

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