Im Streit um die Erlaubnis von muslimischen Ganzkörperbadeanzügen in der französischen Stadt Grenoble will Frankreichs Innenministerium die Justiz einschalten. Der amtierende Innenminister Gérald Darmanin schrieb am Dienstag auf Twitter, er habe den zuständigen Präfekten angewiesen, rechtlich gegen den Beschluss vorzugehen. Dem grünen Bürgermeister von Grenoble, Éric Piolle, warf Darmanin eine inakzeptable Provokation vor, die im Widerspruch mit den französischen Werten stünde.
Falsche Botschaft an Frauen?
Damit wurde der Streit um das Tragen von religiösen Symbolen neu entfacht. So schreibt die Senatsabgeordnete Valérie Boyer aus dem Département Bouches-du-Rhône auf Twitter, dass Frauen in Afghanistan gegen das Tragen der Burka demonstrieren und damit ihr Leben riskieren würden. Sie fragt, welche Botschaft man an diese Frauen senden würden, wenn man den Burkini im Namen der Freiheit nun erlaube.
Paris schaltet Justiz wegen Burkina und oben ohne in Grenoble ein. Nicht viel Unterschied zwischen Frankreich und den Taliban pic.twitter.com/ZIfnw5EL5z
— mani pulite Austria (@GeraldKrastovic) May 17, 2022
Geht es nach dem Bürgermeister von Grenoble, Piolle, ist Badekleidung, die über Knie und Nacken hinausreicht – wie eben Burkinis – in Zukunft genauso erlaubt wie oben ohne zu baden. Piolle zufolge geht es um den sozialen Fortschritt, dass Menschen zum Baden tragen könnten, was sie wollen. «Eigentlich ist es uns egal, ob ein körperbedeckender Badeanzug zum Schutz vor der Sonne oder aus religiösen Gründen ist. Das geht uns nichts an», zitiert "ZDF" den Bürgermeister von Grenoble.
Gerichtliche Schritte gegen Grenoble
Dezidiert gegen die Pläne Grenobles zeigte sich der konservative Regionspräsident Laurent Wauquiez. «Ich warne den Bürgermeister: In diesem Fall wird die Region sämtliche Subventionen für die Stadt Grenoble einstellen», so Wauquiez.
Präfekt Laurent Prévost kündigte am Sonntagabend gar rechtliche Schritte an, sollte es zum OK zu Burkinis in öffentlichen Bädern in Grenoble kommen. Gemäß den Anweisungen, die er vom Innenminister Gérald Darmanin erhalten hat, werde er vor das Verwaltungsgericht ziehen, um eine Aussetzung der Regelung zu erzwingen.