Quelle: CH Media Video Unit
An der Pressekonferenz am Freitagmorgen in Pertisau im Tirol hat Bundeskanzler Alexander Schallenberg einen landesweiten Lockdown in Österreich ab Montag bekanntgegeben. «Trotz monatelanger Überzeugungsarbeit ist es uns nicht gelungen, genug Menschen zu überzeugen, sich impfen zu lassen. Nun führen wir zudem eine bundesweite Impfpflicht ab 1. Februar 2022 ein.»
Der Lockdown dauert vorerst zwanzig Tage, danach gilt wieder der Lockdown für Ungeimpfte.
«Falschinformationen sind als Attentat zu werten»
Bundespräsident Schallenberg übt harsche Kritik an den Impfgegnern: «Die Falschinformationen können als Attentat auf unser Gesundheitswesen gewertet werden.»
Österreich leidet massiv unter einer vierten Welle. Die Sieben-Tage-Inzidenz steht in Österreich bei knapp 1000 und seit mehr als einer Woche werden täglich mehr als 10'000 neue Infektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Die Spitäler sind landesweit am Limit. In Salzburg ist die Lage im Spital höchst besorgniserregend.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Regierung zu diesem radikalen Schritt entschieden. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein stellt aber auch klar: «Wir müssen abklären, ob diese Impfpflicht mit unserer Verfassung vereinbar ist. Wir werden dies abklären.» Schallenberg erinnert aber: «Wir haben eine Impfpflicht für Pocken, entsprechend dürfte es auch problemlos möglich sein, eine für das Coronavirus einzuführen.»
Alle müssen sich Impfen lassen
Die Regierung empfiehlt zudem dringend die Booster-Impfung. Sie kann bereits ab vier Monaten nach der Zweitimpfung abgeholt werden. Der Grüne Pass ist in Österreich nur noch sieben Monate gültig.
«Diese Massnahmen sind unpopulär, das wissen wir. Aber wir ergreifen sie, um viele Leben zu retten», sagt Michael Ludwig, Landeshauptmann Wien.
Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter betont, dass diese Beschlüsse eine Notbremse seien. «Nun müssen wir die Frist bis 12. Dezember nutzen, damit sich so viele Menschen wie möglich, so schnell wie möglich impfen lassen.»
Der nationale Lockdown dauert zwanzig Tage, in den Ländern Oberösterreich und Salzburg wird er aber wie bereits angekündigt vier Wochen.
Während des Lockdowns bis zum 12. Dezember bleiben die Schulen geöffnet. «Die Eltern sind aber gebeten, die Kinder zu Hause zu behalten», sagte Schallenberg.
Österreichs Tourismus sieht grossen Imageschaden
Der Lockdown für ganz Österreich bedeutet nach Ansicht der Hotelbranche einen erheblichen Imageschaden für den Tourismus. Das völlige Ausufern der Corona-Krise werfe ein schlechtes Licht auf das Land, sagte Susanne Kraus-Winkler vom Fachverband Hotellerie in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). Die Gäste seien nicht nur wegen der schönen Landschaft gekommen, sondern auch wegen des Gefühls der Sicherheit. «Sicherheit ist die neue Währung im Tourismus».
Der Lockdown selbst sei alternativlos. «Wir müssen das jetzt mittragen», sagte Kraus-Winkler. Der klassische Weihnachtsurlaub sei wohl gelaufen. Da sei allenfalls noch mit ein paar Stammgästen zu rechnen. Die Branche setze auf ein Durchstarten in der zweiten Saisonhälfte ab Mitte Januar. «Wir hoffen, dass noch was zu retten ist», so die Expertin.