«Hassan Nasrallah wird nicht länger in der Lage sein, die Welt zu terrorisieren», teilte das israelische Militär über soziale Medien mit. Auch der wichtige Hisbollah-Kommandeur für den Süden des Landes, Ali Karaki, sei ums Leben gekommen.
Hassan Nasrallah will no longer be able to terrorize the world.
— Israel Defense Forces (@IDF) September 28, 2024
Die Hisbollah hat den Tod ihres Generalsekretärs Hassan Nasrallah ebenfalls bestätigt. Nasrallah sei auf die «Seite seines Herrn» gewechselt und habe sich seinen «grossen und unsterblichen Märtyrern angeschlossen», erklärte die proiranische Schiitenmiliz.
Dichte Rauchwolken und Trümmerberge
Der Tod Nasrallahs, der die Organisation seit 30 Jahren anführte, ist der schwerste Schlag Israels gegen die Hisbollah und damit einen ihrer grössten Feinde seit Jahrzehnten. Welche Folgen das für den Konflikt mit Israel, für die Nahost-Region sowie im Libanon selbst haben wird, ist zurzeit kaum absehbar.
Israels Militär griff nach eigener Darstellung das Hauptquartier der Hisbollah an, das sich demnach unter Wohngebäuden befunden haben soll. Nach dem Angriff im Vorort Haret Hreik nahe des Flughafens waren dichte Rauchwolken zu sehen und anschliessend grosse Trümmerberge. Staatlichen Medien wurden mehrere Gebäude komplett zerstört. Deshalb könnte es Dutzende oder sogar Hunderte Tote geben. Dem Gesundheitsministerium zufolge wurden mindestens sechs Menschen getötet und 91 verletzt.
Nasrallah stand seit 1992 an der Spitze der Schiitenmiliz. Er war einer der schwierigsten Gegenspieler Israels. Er stimmte sich eng mit dem Iran und dessen Revolutionsgarden (IRGC) ab, dem wichtigsten Unterstützer der Hisbollah. Der 64-Jährige hat die Miliz in eine deutlich mächtigere und gefährlichere Organisation verwandelt als sie in der Zeit seines Vorgängers war.
Unklar, ob Iran der Miliz zu Hilfe eilen wird
Nasrallah, der vier Kinder hinterlässt, erhielt seine religiöse Ausbildung in den zwei wichtigsten Zentren der schiitischen Muslime: in der irakischen Pilgerstadt Nadschaf und im iranischen Qom. 1982 schloss er sich der neu gegründeten «Partei Gottes» an.
Nach dem Tod von Anführer Abbas al-Mussawi, den Israel 1992 ermordete, wurde er zum Nachfolger gewählt. Als grossen Triumph der Hisbollah empfand er den Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon im Jahr 2000 und den ihrer Beschreibung nach «göttlichen Sieg» nach Ende des Kriegs 2006.
Mit dem Tod Nasrallahs könnte der Konflikt mit Israel, der in den Konfrontationen über fast ein Jahr gewissen Regeln zu folgen schien, noch weiter ausser Kontrolle geraten.
Allerdings ist nicht klar, ob der Iran als wichtigster Unterstützer der Miliz im Fall eines Kriegs zu Hilfe eilt. Die neue iranische Regierung unter Präsident Massud Peseschkian kämpft mit einer schweren Wirtschaftskrise und strebt eine Wiederannäherung an den Westen an. Obwohl Irans militärische Führung nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija Ende Juli Vergeltung ankündigte, blieb diese bis heute aus.
Diese Szenarien sind jetzt möglich
Auch die Hisbollah wurde durch massive Angriffe Israels in den vergangenen Wochen schwer getroffen. Sie ist mit Blick auf ihre Führung, ihre Kommunikationsmittel und wohl auch ihre Kampfmoral deutlich geschwächt.
Mehrere Szenarien wären jetzt möglich: Die Hisbollah könnte den Kampf vorerst aufgeben, den Beschuss Israels beenden, einer Waffenruhe zustimmen und sich – wie es eine UN-Resolution vorsieht – rund 30 Kilometer von der Grenze entfernt zurückziehen. Israel hätte ein Kriegsziel erreicht, wenn mehr als 60'000 Menschen in ihre Häuser und Wohnungen im Norden des Landes zurückkehren könnten.
Oder die Hisbollah weitet die Angriffe gegen Israel aus und greift mit modernsten Raketen israelische Städte und militärische Ziele an. Fraglich ist auch, inwieweit der Iran der Hisbollah zu Hilfe eilt. Auch im Libanon ist unklar, in welcher Form die militärisch, politisch und sozial sehr mächtige Organisation fortbestehen wird.
(sda/red.)
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