Die Vorsitzenden der Ampel-Fraktionen SPD, Grüne und FDP haben ebenfalls für diesen Montag die Spitzen der Landwirtschaftsverbände zu einem Gespräch eingeladen. Der Bundestag muss dem Bundeshaushalt 2024 sowie den geplanten Kürzungen beim Agrardiesel noch zustimmen.
Zu der Grossdemonstration haben Bauernverbände und der Speditionsverbands BGL aufgerufen. «Noch einmal soll der Politik verdeutlicht werden, was es bedeutet, die Wettbewerbsfähigkeit und die Existenz der Landwirte und mittelständischen Transportunternehmen aufs Spiel zu setzen», erklärten die Verbände.
Höhepunkt der Protestwelle
Die Kundgebung ist der Höhepunkt einer Protestwelle. Die Aktionswoche der Bauern startete am vergangenen Montag und sorgte bundesweit für Verkehrsbehinderungen, weil Bauern zum Beispiel zeitweise Autobahnauffahrten blockierten.
Rund 5000 Traktoren und Landmaschinen sollen aus dem gesamten Bundesgebiet zur Kundgebung nach Berlin unterwegs sein, wie die Polizei mitgeteilt hatte. Zudem seien rund 10'000 Menschen angemeldet worden. «Insbesondere die nach Berlin hineinführenden Bundes- und Landstrassen werden stark frequentiert sein.»
Subventionen für Agrardiesel sollen fallen
Die Bundesregierung will Steuerbegünstigungen für Agrardiesel schrittweise abschaffen. Auf eine ursprünglich geplante Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft will die Regierung verzichten. Der Deutsche Bauernverband fordert aber, die Kürzungen komplett zurückzunehmen. «Für eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft sind eine Förderung von Agrardiesel sowie die Kfz-Steuerbefreiung unerlässlich», hiess es.
SPD-Fraktionsvizechef Dirk Wiese sagte dem «Spiegel»: «Es muss einfach mehr Einkommen auf den Höfen ankommen, und es muss eine klare Zukunftsperspektive für die nächste Generation geben.» Von der früheren grossen Koalition eingesetzte Kommissionen hätten dazu gute Vorschläge gemacht. «Diese sollten wir uns gemeinsam noch mal vornehmen.» Beim Abbau der Steuervorteile der Bauern legte sich der Sprecher des Seeheimer Kreises konservativer Sozialdemokraten aber nicht fest.
Lindner: Alle müssen sparen
Lindner sagte am Sonntag beim Neujahrsempfang der nordrhein-westfälischen FDP in Düsseldorf, er werde bei der Kundgebung am Montag «nicht versprechen können, dass alle Bereiche der Gesellschaft Konsolidierungsbeiträge leisten müssen - nur einer nicht». Die Bundesregierung muss wegen eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts Milliardenlöcher im Bundeshaushalt stopfen.
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Hasselmann sagte, die Forst- und Landwirtschaft bleibe von der Kfz-Steuer befreit, und die Beihilfe beim Agrardiesel werde schrittweise reduziert, sodass sich alle darauf einstellen könnten. «Das ist eine Lösung, die den Landwirtinnen und Landwirten hilft und gleichzeitig die Gesamtverantwortung für den Haushalt im Blick behält. Bäuerinnen und Bauern haben mit ihren Protesten deutlich gemacht, dass es auch um Planungssicherheit und wirtschaftliche Perspektiven geht.» Ziel sei es, Bäuerinnen und Bauern bei den Herausforderungen der Zukunft und den notwendigen Umstellungen zu unterstützen.
Kritik von CDU
Führende CDU-Politiker kritisierten Aussagen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Proteste der Landwirte würden von radikalen Kräften gezielt geschürt. «Ich rate der Bundesregierung, keine Ablenkungsmanöver zu führen, sondern den Unmut, der hier hochkocht, ernst zu nehmen und ihre erratische Politik zu überdenken», sagte CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann der «Bild»-Zeitung (Montag). Die Veranstalter müssten sich von Verfassungsfeinden und Gewaltaufrufen klar distanzieren. «Die Bauern tun das.» Scholz hatte erklärt, Wut werde «gezielt geschürt». Extremisten würden jeden politischen Kompromiss «verächtlich machen».
Bereits am Wochenende positionierten sich zahlreiche Bauern mit ihren Traktoren in Berlin. Auf rund einem halben Dutzend Routen wollen sie am Montag von mehreren Seiten ins Zentrum der Hauptstadt fahren und auf der Strasse des 17. Juni zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor zusammenkommen. Neben den Traktoren werden Busse und Lkws erwartet, die zur Kundgebung anreisen. Auch Spediteure und Handwerker unterstützen den Protest.
(sda)
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