Peter Fitzek hält sich nicht an Regeln, noch nicht mal den Staat Deutschland will er anerkennen. 2012 rief er stattdessen den Fantasiestaat «Königreich Deutschland» aus und erklärte sich selbst zum Oberhaupt, beziehungsweise zum König.
Nun richten aber die Institutionen des richtigen Staates über ihn, und das nicht zum ersten Mal. Das Amtsgericht Wittenberg in Sachsen-Anhalt verurteilt Fitzek wegen vorsätzlicher Körperverletzung und Beleidigung zu einer Freiheitsstrafe von acht Monaten.
Er soll eine Frau während einer Auseinandersetzung gegen eine Tür gestossen und ihr dann einen Fusstritt versetzt haben. Das widerspricht den erklärten Grundsätzen seines Reichs, das unter anderem «friedliebend und weltoffen» sein will.
Königreich hat tausende Anhänger
Im ersten Moment erscheint der Fantasiestaat vielleicht nur etwas schräg, doch die Bewegung ist gefährlich. Fitzek und sein Königreich stehen unter Beobachtung des Verfassungsschutzes, die Bewegung wird den Reichsbürgern zugeordnet – auch wenn Fitzek nichts von dieser Bezeichnung wissen will.
Tatsächlich sind die Grenzen, wie so oft, nicht ganz klar: Das Königreich Deutschland ist eine nebulöse Mischung aus Verschwörungstheorien, völkischem Gedankengut und Antisemitismus, angereichert mit esoterischen Überzeugungen.
Doch die Bewegung kommt an. Laut Fitzek glauben Tausende an seine Ideen, stecken ihr Geld in erfundene Banken, Versicherungen, Gesundheitskassen und seine «innovative Klimagie-Heizmaschine», die in einem Video des offen antisemitischen Videobloggers «der Volkslehrer» gerade nicht funktioniert, und via Generator angetrieben wird.
Der Verfassungsschutz hält die Anzahl Anhänger für realistisch.
Das Königreich kauft Schlösser zusammen
Gerade in Sachsen-Anhalt und im restlichen Osten Deutschlands wuchs die Bewegung in der Vergangenheit stark. Das Königreich ist offensiv auf Expansionskurs, kauft Gebäude, um dort selbst verwaltete Dörfer zu errichten – und natürlich stehen auch Schlösser auf dem Einkaufszettel.
Die Kosten dafür gehen in die Millionen. Geld, das Fitzek von seinen Anhängern bekommt: Sie zahlen oftmals freiwillig für den Unterhalt des Königreichs ein, leisten handwerkliche Arbeit, kaufen Scheinversicherungen oder beteiligen sich an anderen undurchsichtigen Finanzgeschäften ihres «Königs». Dafür wurde er bereits verurteilt, etwa für die Veruntreuung von 1.3 Millionen Euro an Spendengeldern.
Expansion nach Ausserrhoden befürchtet
Naturgemäss liegt das Hoheitsgebiet des Fantasiestaats nicht in der Schweiz. Dennoch gibt es seit Anfang Jahr Spekulationen über einen Ausbau des Königreichs in Appenzell Ausserrhoden.
Ein der Bewegung nahestehender Unternehmer kaufte des Restaurant Appenzellerhof in Speicher. Dort finden mehrtägige Seminare zum Thema «Systemausstieg» statt, auch Fitzek selbst soll im Appenzellerhof bereits referiert haben. Dazu dürfte es zumindest während der nächsten acht Monate nicht kommen, sollte das Urteil rechtskräftig werden.
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