Die Zeitschrift machte daraus eine Titel-Geschichte, wie am Mittwoch bekannt wurde. «Anstatt diesen Unsinn zu ignorieren, akzeptieren die USA Putins Agenda und rennen los, um ein paar Treffen zu organisieren. Genau wie ein verängstigter Schuljunge, der von einem Oberschüler gemobbt wurde», erklärte Nawalny in dem schriftlich geführten Interview.
Die USA und die Nato werfen Russland seit Monaten vor, einen Überfall auf die Ukraine zu planen. Russland weist das zurück. Es gab bereits mehrere hochrangige Treffen zu Moskaus Forderungen an den Westen für verbindliche Sicherheitsgarantien.
Nach Auffassung Nawalnys fürchtet Kremlchef Putin weniger die Nato vor den Grenzen Russlands, sondern vielmehr einen Machtwechsel. «Um das Land und die Eliten zu konsolidieren, braucht Putin ständig all diese extremen Massnahmen, all diese Kriege – reale, virtuelle, hybride oder einfach nur Konfrontationen am Rande des Krieges.»
Nawalny meinte, dass die Verknüpfung der Drohung westlicher Sanktionen im Fall eines Einmarsches in die Ukraine Teil von Putins Strategie sei, um zu vermeiden, Ziel persönlicher Strafmassnahmen zu werden. Er schlug vor, dass die USA den Kreml von aussen unter Druck setzen und seine Anhänger in Russland den Kreml von innen. Dies könnte nach seiner Auffassung die Eliten um Putin spalten.
Der schärfste Gegner des russischen Präsidenten verbüsst eine mehrjährige Haft in einem Straflager in Pokrow rund 100 Kilometer östlich von Moskau. Nawalny war vor einem Jahr nach einer Behandlung infolge eines Anschlags mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok an einem Moskauer Flughafen festgenommen worden.
In dem Interview äusserte sich der 45-Jährige bewundernd über Ex-Kanzlerin Angela Merkel, die ihn in der Berliner Universitätsklinik Charité besucht hatte: «Angela Merkel hat mich mit ihrem Wissen um die kleinsten Details sowohl über meinen Fall als auch über Russland insgesamt erstaunt.»