Unicef-Studie

Mehr als eine Million Kinder sterben pro Jahr an Mangelernährung

· Online seit 17.05.2022, 09:49 Uhr
Jeder fünfte Todesfall bei unter fünfjährigen Kindern ist auf eine Mangelernährung zurückzuführen. Das zeigt ein neuer Bericht des UN-Kinderhilfswerkes Unicef. Der Ukraine-Krieg verschärfe die Lage zusätzlich.
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Laut einem neuen Bericht des UN-Kinderhilfswerkes Unicef sterben jedes Jahr weltweit über eine Million Kinder an schwerer akuter Mangelernährung. Jeder fünfte Todesfall bei unter Fünfjährigen lasse sich darauf zurückführen. Den Schätzungen nach leiden rund 45 Millionen Kinder unter fünf Jahren an akuter Auszehrung.

Lebensrettende Erdnusspaste wird teurer

Der am Dienstag veröffentlichte Unicef-Bericht warnt, dass sowohl die Zahl der von Mangelernährung betroffenen Kinder als auch die Kosten für von ihnen benötigte Zusatznahrung steigen werden. Zusatznahrung, auch Erdnusspaste genannt, besteht vor allem aus Erdnüssen, Öl, Zucker und Milchpulver. Sie ist auch ungekühlt lange haltbar. Unicef ist nach eigenen Angaben weltweit der Hauptlieferant solcher Erdnusspaste.

Bereits heute erhielten mindestens zehn Millionen Kinder weltweit nicht die Zusatznahrung, die sie zum Überleben benötigten, berichtet Unicef. Die Kosten für diese Zusatznahrung werden demnach in den nächsten sechs Monaten um bis zu 16 Prozent steigen, da die Preise wichtiger Zutaten in die Höhe schiessen würden. Hierdurch könnte weiteren 600'000 Kindern pro Jahr der Zugang zu lebensrettender Behandlung verwehrt bleiben.

Normale Kinderkrankheiten werden zur Todesfalle

«Eine sechzehnprozentige Preiserhöhung mag im Kontext der globalen Lebensmittelmärkte überschaubar klingen», sagte Russell. «Doch am Ende der Lieferkette steht die Verzweiflung eines mangelernährten Kindes.» Schwere akute Mangelernährung verwandele gewöhnliche Kinderkrankheiten in eine tödliche Gefahr. Die ausgezehrten Körper der Kinder seien so geschwächt, dass sie Viren, Bakterien oder Pilzen nichts entgegensetzen könnten. In dieser Situation gefährdeten auch noch Mittelkürzungen von Regierungen die lebenswichtige Hilfe, warnt Unicef.

Der Ukraine-Krieg verschärft nach Unicef-Angaben das Problem schwerer Mangelernährung bei Kindern. «Bereits vor dem Krieg in der Ukraine hatten viele Familien aufgrund von Konflikten, Klimaschocks und den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie Schwierigkeiten, ihre Kinder zu ernähren», sagte die Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Jetzt entstünden zusätzliche Probleme. Die Ukraine, die als Kornkammer Europas gilt, kann durch den Krieg viel weniger Getreide exportieren.

(sda/joe)

veröffentlicht: 17. Mai 2022 09:49
aktualisiert: 17. Mai 2022 09:49
Quelle: Today-Zentralredaktion

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