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Pager wohl mit Sprengstoff bestückt – Hisbollah schwört Vergeltung

Über 2700 Verletzte

Pager wohl mit Sprengstoff bestückt – Hisbollah schwört Vergeltung

18.09.2024, 08:11 Uhr
· Online seit 18.09.2024, 06:26 Uhr
Die zeitgleich und zu Hunderten im Libanon explodierten Funkempfänger sind Medienberichten zufolge vermutlich von israelischen Agenten vorher mit Sprengstoff präpariert worden. Dies schürt die Sorgen vor einem grösseren Krieg zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz.
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Durch die zeitgleiche Explosion Hunderter sogenannter Pager waren am Dienstag rund 2750 Menschen im Libanon verletzt worden, neun Menschen starben. Unter den Verletzten sollen viele Hisbollah-Kämpfer sein, darunter Mitglieder der Elitetruppe Radwan. Die proiranische Schiitenmiliz machte Israel verantwortlich und kündigte Vergeltung an. Der mit der Hisbollah verbündete libanesische Parlamentsvorsitzende Nabih Berri sprach von einem «Massaker und Kriegsverbrechen Israels». In Gedenken an die Opfer der Vorfälle und aus Protest sollen Schulen und Universitäten im Libanon heute geschlossen bleiben.

Der von Israel ausgeführte Angriff habe darauf abgezielt, die Hisbollah zu verunsichern und in den Reihen der Miliz das Gefühl zu erwecken, dass sie vollständig von israelischen Geheimdiensten durchdrungen sei, zitierte «Axios» eine nicht näher beschriebene Quelle. Israels Armee kommentierte die Vorfälle zunächst nicht.

Wurde die Gerätelieferung abgefangen und sabotiert?

Viele der sogenannten Pager stammten aus einer Lieferung, die die mit Israel verfeindete libanesische Hisbollah-Miliz in den vergangenen Tagen erhalten habe, berichtete das «Wall Street Journal» unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen. Israelische Agenten hätten die in Taiwan hergestellten Geräte vor der Ankunft im Libanon abgefangen und mit jeweils etwa 25 bis 50 Gramm Sprengstoff bestückt, berichtete die «New York Times» unter Berufung auf amerikanische und andere Behördenvertreter, die über die Operation informiert worden seien.

Es sei zwar möglich, dass Hacker die Batterien in den Pagern mit Schadsoftware durch Erhitzen zum Explodieren brachten, zitierte das «Wall Street Journal» den Geschäftsführer einer US-Firma für Cybersicherheit. Aber das wäre sehr schwierig. Die Hacker müssten nicht nur die Marke und das Modell genau kennen, auch wäre der Effekt nicht so heftig gewesen, wie es Videos der Explosionen vermuten lassen, sagte der Experte. Wahrscheinlicher sei auch seiner Einschätzung nach, dass eine Lieferung der Pager auf dem Weg vom Hersteller zum Bestimmungsort abgefangen und mit Sprengstoff samt einem Code versehen wurde.

Das sagt der Hersteller der Geräte

Die in Taiwan ansässige Marke jener sogenannten Pager hat eine Verbindung zu dem Vorfall von sich gewiesen. Wie der Vorstand von Gold Apollo, Hsu Ching-Kuang, in Neu-Taipeh sagte, trugen die Geräte lediglich das Logo der Firma und wurden nicht von seinem Unternehmen in Taiwan gefertigt.

Auf telefonische Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärte Gold Apollo, dass eine in Ungarn ansässige Firma die Funkgeräte entworfen und gefertigt habe. «Gemäss einer Vereinbarung ermächtigen wir BAC unser Markenzeichen für den Verkauf von Produkten in bestimmten Regionen zu nutzen, aber Design und Herstellung werden vollständig von BAC übernommen», teilte Gold Apollo ausserdem mit. Auch das in Medienberichten genannte Modell AR-924 werde von BAC produziert und verkauft.

Taiwanischen Medienberichten zufolge will Gold Apollo rechtliche Schritte einleiten, da sich die Firma als Opfer sieht. Gold Apollo wurde 1995 gegründet und ist auf kabellose Funksysteme spezialisiert.

Sorge vor Eskalation

Die Funkempfänger im Libanon waren nur Stunden nach einer Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts detoniert. Das Kabinett hatte dabei die Rückkehr der vor Gefechten der Armee mit der Hisbollah geflüchteten israelischen Bürger in ihre Wohnorte im Norden des Landes zu einem der Kriegsziele erklärt – neben der Befreiung der Geiseln aus dem umkämpften Gazastreifen und der Zerstörung der mit der Hisbollah verbündeten islamistischen Hamas.

Der einzige Weg dahin sei «ein militärischer Einsatz», hatte Israels Verteidigungsminister Joav Galant am Montag nach Angaben seines Büros bei einem Treffen mit US-Vermittler Amos Hochstein gesagt. Die Möglichkeit einer diplomatischen Lösung im Konflikt mit der Hisbollah rücke immer weiter in die Ferne, weil die Miliz ihr Schicksal mit dem der Hamas im Gazastreifen verbunden habe und sich weigere, den Konflikt zu beenden.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast einem Jahr kommt es im Grenzgebiet zwischen Israel und dem Libanon fast täglich zu Konfrontationen zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär. Auf beiden Seiten gab es infolge des gegenseitigen Beschusses Tote – die meisten von ihnen waren Mitglieder der Hisbollah. Rund 60'000 Israelis mussten ihre Häuser und Wohnungen im Norden Israels verlassen. Auch aus dem südlichen Libanon sind Tausende Menschen in andere Landesteile geflohen.

(sda/dak)

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veröffentlicht: 18. September 2024 06:26
aktualisiert: 18. September 2024 08:11
Quelle: BärnToday

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