Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher
Aktuell kommt es am Mittelmeer zu sogenannten Quallenblüten – in Italien ist besonders die Adriaküste rund um Triest davon betroffen. Die Lungenqualle hat schon im April zu Zehntausenden die Küste bevölkert. Ausserdem war schon im Jahr davor dieses Phänomen zu beobachten, wie die «Neue Zürcher Zeitung» schreibt.
Je nach Strömung können dieses auch an anderen Orten auftauchen. Derzeit ist vor allem das westliche Mittelmeer besonders davon betroffen. Behörden melden an der Amalfiküste in Italien und auch an der französischen Côte d’Azur ein erhöhtes Aufkommen der Quallen. Das stellt natürlich auch ein Ärgernis für Badegäste dar, den diese können so nicht ins Wasser. Aber auch Fischer sind davon betroffen, denn die Quallen verfangen sich auch in den Fischernetzen.
Thousands of jellyfish invade the northern Italian port town of Trieste pic.twitter.com/N23XxcKmtu
— Reuters (@Reuters) April 8, 2021
Für Menschen sind solche Quallenarten relativ harmlos, für Meerestiere hingegen tödlich. Die Quallen sind nämlich blind und stechen auf der Suche nach Nahrung alles, was sich minim bewegt. Um ihre Beute zu lähmen, injizieren sie Nervengift. Und das verursacht eben den stechenden Schmerz auf der Haut und hinterlässt gleichzeitig die verbrennungsähnlichen Narben.
Temperaturen am Mittelmeer über dem saisonalen Schnitt
Aber das tun nicht alle Quallen – die Feuerqualle sticht, die Lungenqualle nicht. Die Feuerqualle tummelt sich derzeit im Süden Italien in Salento, die letztere ist im Norden bei Triest unterwegs. Die Ausbreitung der Qualle lässt sich dabei auf mehrere Faktoren zurückführen, heisst es weiter. «Diese Quallenblüten haben auf jeden Fall mit der Klimaerwärmung und den wärmeren Wassertemperaturen zu tun» erklärt Sigrid Lüber von Ocean Care der «NZZ».
Nicht nur an Land sind die Temperaturen derzeit über dem saisonalen Durchschnitt, sondern auch am Mittelmeer. Mancherorts sind die Werte gar über 5 Grad. Das WWF schrieb im letzten Jahr in einer Medienmitteilung, dass sich das Mittelmeer um 20 Prozent schneller erwärme als der weltweite Durchschnitt. Und weil dort das Wasser wärmer ist, treten nun auch die Quallen früher auf, pflanzen sich länger fort und werden dadurch auch immer zahlreicher.
Erdöl fördert Quallenaufkommen
Daneben gibt es aber auch noch einen zweiten Faktor. Lüber weist darauf hin, dass die Quallen wegen der Überfischung des Mittelmeeres immer weniger Meeresfeinde haben, die sich von ihnen ernähren. In einem gesunden Ökosystem regulieren sich die Fisch- und Quallenpopulationen gegenseitig, weil sie gegenseitig ihre Jungen fressen. Die Überfischung hat auch einen weiteren negativen Aspekt: Gibt es weniger Fische, haben Quallen auch mehr zu essen. Das führt dazu, dass Quallen sich weniger durchsetzen müssen und sich dementsprechend besser vermehren können.
Begünstigt wird die Vermehrung auch an Orten, an denen Erdöl aufgetreten ist. Dies dient einer Bakterienart als Nahrung, welche die Bildung eines Zooplanktons fördert, von dem sich wiederum die Nesseltiere sehr gerne ernähren.
Quallenblüten werden bereits seit dem Altertum dokumentiert, auch ist es kein allzu neues Phänomen. Jedoch nehmen die Bestände vor allem an beliebten Touristenorten deutlich zu: «Seit einigen Jahren ist in den Sommermonaten zweifellos ein erhöhtes Aufkommen von Quallen im Mittelmeer zu beobachten», so die Expertin.
(sib)