USA

Rabbi zu Geiselnahme in US-Synagoge: «Wir konnten selbst flüchten»

· Online seit 17.01.2022, 18:52 Uhr
Bei der Geiselnahme in einer Synagoge im US-Bundesstaat Texas konnten sich die Festgehaltenen nach eigenen Angaben am Ende selbst befreien.
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Eine der Geiseln, Rabbi Charlie Cytron-Walker, sagte am Montag in einem Interview mit dem Fernsehsender CBS, als er eine Gelegenheit gesehen habe, habe er einen Stuhl auf den Täter geworfen und sei gemeinsam mit den anderen Geiseln geflüchtet. Sie hätten sich befreien können, «ohne dass ein einziger Schuss fiel».

Ein Mann - laut Polizei ein 44 Jahre alter Brite - hatte Cytron-Walker und drei andere Personen am Samstag in der Synagoge in Colleyville nahe Dallas als Geiseln genommen. Eine Geisel wurde am frühen Samstagabend freigelassen. Die übrigen Festgehaltenen kamen erst ein paar Stunden später frei. Alle vier blieben unverletzt. Der Täter kam ums Leben. Ursprünglich hatte es geheissen, Spezialkräfte seien in das Gotteshaus eingedrungen und hätten die Geiseln befreit. Die Polizei hat sich bislang nicht im Detail zu den Umständen rund um das Ende der Geiselnahme geäussert und auch offen gelassen, wie genau der Täter starb.

Cytron-Walker sagte, in der letzten Stunde der Geiselnahme habe sich die Lage verschlechtert. Der Täter habe nicht bekommen, was er wollte. «Es sah nicht gut aus», erzählte der Rabbi. «Wir hatten grosse Angst.» Als sich die Gelegenheit geboten habe, seien sie geflüchtet.

Der Geiselnehmer drang nach Angaben des Rabbi nicht gewaltsam in die Synagoge ein. Er klopfte an eine Tür und bat um Einlass - wohl unter dem Vorwand, er suche Obdach.

Cytron-Walker sagte, er habe den Mann hereingelassen, ihm einen Tee gemacht und sich mit ihm unterhalten. In diesem Moment sei ihm nichts Verdächtiges aufgefallen. Erst bei dem anschliessenden Gottesdienst, als er mit dem Rücken zu dem Mann gestanden habe, habe er ein Klicken gehört. «Und es stellte sich heraus, dass das seine Waffe war.» Der Rabbi betonte, die anderen Geiseln und er seien nicht körperlich verletzt worden. Doch die Situation sei sehr bedrohlich gewesen. «Wir sind noch dabei, das zu verarbeiten.»

veröffentlicht: 17. Januar 2022 18:52
aktualisiert: 17. Januar 2022 18:52
Quelle: sda

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